Mit der Geburt kommen Babys in eine Welt, die sie nicht kennen. Sie kennen nur den sicheren und engen Raum, der ihnen in der Gebärmutter zur Verfügung stand und wissen somit nicht, was sie in der großen, lauten Welt erwartet. Umso wichtiger ist es, dass sie auf die Eltern zählen können, die sich um die Babys kümmern und eine gute und stabile Bindung zu ihnen aufbauen. Aber, wie verhält sich ein sicher gebundenes Kind?
Was können Sie sich überhaupt unter einer guten und stabilen Bindung vorstellen? Welche Rolle spielt eine gute Bindung? Wie verhalten sich Kinder, die gut gebunden sind? Auf all diese Fragen erhalten Sie in diesem Artikel eine ausführliche und detaillierte Antwort.
Was ist das Urvertrauen?
Die Frage „Wie verhält sich ein sicher gebundenes Kind?“ spielt eine durchaus wichtige Rolle. Doch, ein ebenfalls wichtiger Begriff, der in dem Zusammenhang mit der sicheren Bindung eine fundamentale Rolle spielt, ist der Begriff des Urvertrauens. Grundsätzlich sagt der Begriff an und für sich bereits alles, was es mit dem Urvertrauen auf sich hat. Es handelt sich um das Vertrauen, das das Kind in sich selbst und auch in die Welt hat, weil es eine sichere Bindung zu seinen Bezugspersonen hat.
Das heißt, dass Sie den Grundstein für die sichere Bindung und für das Urvertrauen Ihres Kindes bereits ab dem Tag der Geburt und innerhalb der ersten Monate seines Lebens legen.
Sie als Eltern sind in der Regel die ersten Beziehungspersonen, zu denen Ihr Kind eine Bindung aufbaut. Ihr Kind sucht nach Nähe, Geborgenheit, Liebe und Körperkontakt, was alles eine wichtige Rolle für den Aufbau einer sicheren Bindung spielt – sofern Sie diese Bedürfnisse stillen.
Stillen Sie die Bedürfnisse Ihres Babys erhält es das Vertrauen, dass Sie ihm helfen und, dass es nicht alleine ist, wenn es schreit und weint. Aus diesem Grund sehen Experten das „Schreien-Lassen“ von Babys als sehr kritisch und schädlich an.
Während bis vor einiger Zeit das Schreien-Lassen mit der Aussage „Das öffnet die Lungen“ gerechtfertigt wurde, wissen Experten heute besser über Babys und den Aufbau der Bindung Bescheid. Reagieren Sie sofort auf das Schreien und Weinen Ihres Babys und nehmen Ihr Kind mit seinen Ängsten, Gefühlen und Bedürfnissen wahr, fördern Sie sein Urvertrauen und somit auch die Bindung zu Ihnen.
Das Urvertrauen, das Ihr Kind durch die sichere Bindung entwickelt, spielt das ganze Leben hinweg eine große Rolle. Denn dieses positive Grundgefühl und das Vertrauen in sich selbst gehen mit einem sehr viel höheren Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein einher. Sorgen Sie für eine gute und sichere Bindung legen Sie einen wichtigen Grundstein für das spätere Leben Ihres Kindes.
Warum ist eine sichere Bindung zu einem Kind so wichtig für dein Kind?
Wie schon gesagt, legen die sichere Bindung und das Urvertrauen den wichtigen Grundstein für Selbstliebe, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Somit spielt die Bindung vor allem in dem Zusammenhang mit der Persönlichkeitsentwicklung Ihres Kindes eine tragende Rolle.
Mit einer sicheren Bindung verleihen Sie Ihrem Kind ein grundlegend positives Lebensgefühl. Sie verleihen ihm das Vertrauen in das Gute und in die Sicherheit und somit die Fähigkeit, sich sehr viel besser im Leben zurecht zu finden.
Denn sicher gebundene Kinder:
- halten Belastungen sehr viel besser Stand.
- gehen sehr viel besser mit Hindernissen oder auch mit Rückschlägen um.
- schließen sehr viel schneller und einfacher Freundschaften.
- verhalten sich in Konflikten oft sozialer.
- sind empathischer, da sie selbst auch von den Eltern Empathie und das Erfüllen von Bedürfnissen erfahren haben.
- zeichnen sich oft durch deutlich mehr Kreativität, Flexibilität und Ausdauer aus.
Ein sicher gebundenes Kind vertraut seinen Eltern und auch sich selbst. Es weiß, dass seine Gefühle, seine Ängste und seine Bedürfnisse eine Daseinsberechtigung haben, da sie von den Eltern gesehen und erfüllt wurden. Sicher gebundene Kinder leiden keine Todesangst, wenn sie abends alleine im Bett schreien gelassen werden, ohne den Körperkontakt zu Mama oder Papa zu haben. Mit einer sicheren Bindung geben Sie Ihrem Kind die besten Rahmenbedingungen mit auf den Weg, die es braucht, um ein selbstbestimmtes, schönes und erfolgreiches Leben zu leben.
Die Nachteile einer nicht sicheren Bindung
Sie wissen nun, wie sich ein sicher gebundenes Kind verhält. Während die sichere Bindung einen sehr großen Vorteil für Ihr Kind mit sich bringt, wirkt sich eine nicht sichere Bindung sehr negativ auf Ihr Kind und auf sein späteres Leben aus.
Denn, verfügt ein Kind über wenig bis kein Urvertrauen und eine nicht sichere Bindung, äußerst sich das unter Umständen später wiefolgt. Das Kind:
- hält Belastungen nicht sehr gut Stand.
- geht nicht gut mit Konflikten um.
- suchen keine Hilfe, da sie nicht gewohnt sind Hilfe in Stresssituationen, etc. zu erhalten und übernehmen sich. Dadurch entstehen nicht selten Krankheitssymptome, wie Kopfweh oder auch Bauchweh.
- verfügt oft nicht über die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können.
- weist ein geringes Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen auf.
- kommt in Gruppen nicht sonderlich gut klar.
Die Wichtigkeit der Feinfühligkeit bezüglich des Aufbaus der Bindung
Um eine sichere Bindung zu Ihrem Kind aufbauen zu können, ist es wichtig, dass Sie sich in aller erster Linie einiger Dinge bewusstwerden:
- Babys schreien nicht ohne Grund.
Ihr Baby möchte Sie weder ärgern noch provozieren. - Das Schreien stellt im Baby-Alter die einzige Möglichkeit dar, um Ihnen die Bedürfnisse mitzuteilen und nach der Erfüllung der Bedürfnisse zu fragen.
- Kleine Kinder verfügen oft noch nicht über den Wortschatz, um all ihre Bedürfnisse zu kommunizieren.
- Gefühle wirken oft überwältigend auf Kinder, sodass Wutanfälle ein Schrei nach Hilfe und keine Provokation darstellen.
Sind Sie sich dieser Dinge bewusst, brauchen Sie zudem ein gewisses Maß an Feinfühligkeit und Empathie im Umgang mit Ihrem Baby/Ihrem Kind. Die Feinfühligkeit in dem Bezug auf Ihr Baby und die Bindung zu ihm, zeichnet sich unter anderem durch die folgenden Aspekte aus. Sie:
- achten auf die Signale Ihres Babys und antworten sofort auf sie.
- lassen Ihr Baby nicht schreien.
- betrachten die Welt aus den Augen Ihres Kindes, um einschätzen zu können, was es gerade braucht.
- bieten Alternativen an, wenn Ihr Kind unzufrieden zu sein scheint.
- gehen auf die Gefühle Ihres Kindes ein und verbalisieren sie, wenn Ihr Kind noch nicht dazu in der Lage sein sollte.
- geben Ihrem Kind körperliche Nähe und geben ihm, auch in Konflikten, nie das Gefühl, nicht geliebt zu sein.
- geben Ihrem Kind Freiraum, wenn es ihn verlangt, sind aber trotzdem da, wenn es Sie braucht.
Allgemein entsteht eine sichere Bindung zu Ihrem Kind durch die bedürfnisorientierte Erziehung. Bei dieser geht es nicht nur um die Bedürfnisse des Kindes, sondern auch um Ihre Bedürfnisse, um Kompromisse und folglich den Aufbau einer sicheren Bindung.
Wie verhält sich ein sicher gebundenes Kind?
Eine fundamentale Frage, die nun aufkommt, stellt die Frage danach dar, wie sich ein sicher gebundenes Kind verhält. Woran erkennen Sie, dass Ihr Kind sicher gebunden ist? Natürlich stimmt es, dass sich jedes Kind anders entwickelt und sich durch eine andere Persönlichkeit auszeichnet.
Dennoch gibt es durchaus einige Anzeichen und Aspekte, an denen Sie ein sicher gebundenes Kind erkennen. Denn, ein sicher gebundenes Kind:
- weiß, dass es sich mit Problemen an Sie wenden kann.
- weiß, dass Sie es bedingungslos lieben und, dass es seinen Gefühlen somit freien Lauf lassen kann.
- erkundet seine Umwelt offen und frei, weil es weiß, dass Sie es fangen, wenn es gefährlich wird.
- äußert negative Gefühle sehr gut, weil es weiß, dass Sie den Gefühlen nicht mit Ärger und Wut, sondern mit Empathie und Verständnis begegnen.
- weint im Babyalter und auch mit circa einem Jahr, wenn es von der Mutter getrennt wird und nach Körperkontakt zu ihr sucht.
Oft kommt es zu Fehl-Interpretationen, wenn sich Kinder nicht von den Eltern trennen wollen und zum Beispiel bei der Eingewöhnung im Kindergarten weinen. In Wahrheit zeugt jedoch genau dieses Verhalten von einer sicheren Bindung. Das Kind fühlt sich bei Ihnen sicher und möchte seinen sicheren Hafen nicht verlassen. Mit viel Liebe, Zeit und Empathie gewöhnen sich Kinder jedoch auch an Einrichtungen, wie den Kindergarten. Sie lösen sich, dank des Urvertrauens und der sicheren Bindung zu den Eltern, nach und nach von ihnen und werden früher oder später ohne Probleme und sogar mit Freude den Kindergarten besuchen. Wobei sich dies natürlich auch wieder von Kind zu Kind unterschiedlich gestaltet.
Wie verhält sich ein unsicher gebundenes Kind?
Um den direkten Vergleich zu erhalten und ein gut gebundenes Kind von einem nicht gut gebundenen Kind zu unterscheiden, erfahren Sie hier kurz und knapp, wie sich ein unsicher gebundenes Kind verhält.
Unsicher gebundene Kinder:
- protestieren kaum, wenn sie sich von der Bindungsperson trennen sollen. Das weckt von außen oft den Eindruck, dass diese Kinder besonders gut mit Situationen umgehen können, wobei dieser Anschein trügt. Unsicher gebundene Kinder haben schlicht und ergreifend die Erfahrung gemacht, dass Ihre Bedürfnisse nicht gesehen und erfüllt wurden und Hoffnung aufgegeben.
- haben in früheren Situationen oft Ablehnung und Zurückweisung erfahren, wenn sie nach Trost, Nähe und Geborgenheit gefragt haben.
- lassen sich ohne Probleme bei anderen Menschen abgeben. Babysitter, Kita oder Verwandte? – Kein Problem, das Kind bleibt bei jedem!
Leider entspricht dieses Verhalten immer noch in sehr vielen Augen dem „Ideal“ des gut erzogenen Kindes. Von außen mag es pflegeleicht, zufrieden und autonom sein, doch die innere Bindung und das Urvertrauen sind nicht oder nur sehr gering vorhanden, was dem Kind im späteren Leben sehr zu schaffen machen kann.
Denn, auch wenn diese Kinder vielleicht sehr pflegeleicht zu sein scheinen und nicht weinen oder auch keine Erleichterung zeigen, wenn Mama oder Papa wieder da sind, sind genau die unsicher gebundenen Kinder diejenigen, die später auf sehr viel mehr Probleme stoßen als sicher gebundene Kinder. Das basiert auf der Tatsache, dass die unsicher gebundenen Kinder ihren Trennungsstress und allgemein ihre Gefühle nicht ausdrücken oder gar unterdrücken, weil früher nicht oder, wenn ja, negativ auf sie reagiert wurde.
So fördern Sie die Bindung zu Ihrem Kind
Sie wissen nun, dass vor allem die Feinfühligkeit und das Reagieren auf die Bedürfnisse und die Gefühle Ihres Kindes, sowie der Körperkontakt zu Ihrem Kind eine fundamentale Rolle für den Aufbau der Bindung spielen. Doch, wie fördern Sie die Bindung zu Ihrem Kind gezielt?
Ihr Kind weint | Suchen Sie nach der Ursache des Weinens und Reagieren auf das Bedürfnis. Übrigens sollen Eltern dazu in der Lage sein, je nach der Art des Schreiens das Bedürfnis des Kindes direkt ausmachen zu können. |
Das Kind brabbelt | Sprechen Sie mit Ihrem Kind und binden Sie es mit in den Alltag ein. Reden Sie mit ihm und erklären ihm beispielsweise, was Sie machen, wenn Sie ihm die Windel wechseln. |
Ihr Kind macht auf sich Aufmerksam | Suchen Sie den Blickkontakt und „übersetzen“ Sie die Laute Ihres Kindes. Interpretieren Sie, was Ihr Kind Ihnen sagen möchte und stärken somit die Bindung nachhaltig. |
Das Kind möchte ständig bei Ihnen sein | Nehmen Sie Ihr Kind auf den Arm, binden Sie es in ein Tragetuch und schlafen mit ihm im Familienbett. Sie können ein Kind nicht mit Liebe und mit Körperkontakt verwöhnen und verziehen! Während des Körperkontaktes schütten sowohl Sie als auch Ihr Kind Oxytozin aus, das auch den Namen des Bindungshormons trägt. Es vermittelt ein Gefühl der Vertrautheit und vermittelt Nähe. |
Nehmen Sie Ihr Kind bewusst wahr
Nehmen Sie Ihr Kind immer bewusst wahr und ernst. Nur, weil es ein kleiner Mensch ist, heißt das nicht, dass seine Bedürfnisse weniger wert sind, oder dass Sie übergriffig sein dürfen. Ihr Kind muss sich bei Ihnen sicher und gesehen, sowie ernst- und wahrgenommen fühlen.
Dreht Ihr Kind beispielsweise den Kopf oder den ganzen Körper könnte das dafürsprechen, dass es in Ruhe gelassen werden möchte. Auch, wenn es nach Ihren Händen greift und Sie an etwas hindern möchte, nehmen Sie diese Handlung unbedingt ernst. Handelt es sich jedoch um die Gabe von Medizin, worauf Sie nicht verzichten können, sprechen Sie mit Ihrem Kind. Erklären Sie, was Sie machen und, wieso Sie es machen.