Wie sagt man so schön? Man ist nicht schwach, wenn man sich selbst eingesteht, Hilfe zu brauchen. Vielmehr zeugt es von Stärke, sich selbst darüber klar zu werden, bestimmte Dinge nicht auf eigene Faust machen zu können, sondern stattdessen Unterstützung in der Form von Hilfe zu brauchen. Für Schulkinder bedeutet das, dass sie in einigen Fächern Nachhilfe bekommen, die ihnen dabei helfen soll, ihre Leistungen zu verbessern. Eine fundamentale Frage, die sich jedoch in diesem Zusammenhang stellt, stellt die Frage danach dar, wie lange Nachhilfe sinnvoll ist.
Denn, es besteht zwar kein Zweifel daran, dass Nachhilfe, sofern das Kind diese annimmt und die Hilfe entsprechend Früchte trägt, durchaus helfen kann. Doch, wie lange sollte die Nachhilfe andauern? Stellt sie einen Dauerzustand dar oder sollte sie nach einiger Zeit auch ein Ende finden? Braucht ein Kind, das in einem Fach Schwierigkeiten hat, die ganze Schulzeit hinweg, Nachhilfe? Wie sieht es mit den Kosten aus? Könnten sich Eltern eine dauerhafte Nachhilfe überhaupt leisten? Wie lange Nachhilfe sinnvoll ist und, was es noch alles Interessantes diesbezüglich zu wissen gibt, zeigt dieser Artikel genauer auf.
Das ist Nachhilfe
In allererster Linie sollten Sie für sich die Frage klären, worum es sich bei Nachhilfe überhaupt handelt und, was Sie sich somit unter ihr vorstellen können. Bei der Nachhilfe selbst handelt es sich, wie es die Bezeichnung bereits andeutet, um eine Hilfe, die Ihrem Kind dabei kann, Wissen zu festigen oder nachzuholen.
Nicht selten nehmen Kinder das Angebot der Nachhilfe in Anspruch, wenn:
- Lücken im Lernstoff vorliegen, die das Kind alleine nicht mehr aufholen und somit schließen kann.
- Das Kind mit einem Fach in der Schule nicht mitkommt und aus diesem Grund einfach mehr Zeit für Erklärungen und das Verständnis braucht.
- Ein Umzug von einem Bundesland in ein anderes Bundesland erfolgt und das Kind sich somit mit neuen Lehrplänen- und Inhalten, sowie anderen Schulsystemen auseinandersetzen muss.
- Das Kind ein bestimmtes Fach absolut nicht mag und sich somit nicht auf dieses einlassen kann. Unter anderem kann das auch passieren, wenn Ihrem Kind die Lehrkraft unsympathisch ist und es das Fach automatisch mit der Lehrkraft in Verbindung bringt. Die Nachhilfe durch jemand anderen, kann diese Blockade möglicherweise lösen.
- Zu viel Lernstoff in zu kurzer Zeit anfällt und sich die Kinder nicht ausreichend konzentrieren können.
- Persönliche Situationen das Kind so sehr beschäftigen, dass es kaum lernen und sich auch nicht konzentrieren kann.
- etc.
Ganz egal, aus welchem Grund ein Kind Nachhilfe in Anspruch nimmt, sollten Sie immer sicherstellen, dass es nicht gegen seinen Willen zur Nachhilfe geht. Natürlich können Sie als Eltern vorschlagen, dass Ihr Kind Nachhilfe in Anspruch nimmt. Doch bei der Nachhilfe selbst, sollte das Kind motiviert sein. Nur, wenn das Kind motiviert an die Nachhilfe herangeht, lässt es sich auf diese Unterstützung ein und kann von ihr profitieren.
Das sagen die Zahlen
Bei der Nachhilfe scheint es sich inzwischen um einen festen Bestandteil im Leben eines Schulkindes zu handeln. Viele Kinder scheinen Nachhilfe in Anspruch zu nehmen, um mit ihrer Hilfe die schulischen Leistungen zu verbessern.
Doch, was sagen die Zahlen? Wie viele Kinder nehmen wirklich Nachhilfe in Anspruch? Studien zufolge nimmt fast ein Dritter aller deutschen Schulkinder in dem Laufe der Schulzeit einmal Nachhilfe in Anspruch. Bereits in der vierten Klasse nehmen 22 Prozent der Kinder das Angebot der Nachhilfe in Anspruch, um die eigenen schulischen Leistungen verbessern zu können.
Nachhilfe als Hilfe und nicht als Drohung
Natürlich reagieren Eltern frustriert, wenn das Kind mit dem Lernstoff nicht mitkommt und, wenn es immer schlechte Noten mit nach Hause bringt. Zudem fällt es Eltern auch nicht leicht, ihren Kindern dabei zuzusehen, wie sie sich in der Schule quälen und plagen und kaum Spaß haben zu scheinen.
In diesem Fall kommt vielen Eltern natürlich direkt der Gedanke der Nachhilfe. Doch, in jedem Fall sollten Sie sich immer wieder vor Augen führen, dass die Nachhilfe nicht als Drohung dienen, sondern als Hilfe fungieren sollte.
Denken Sie immer daran: Wenn eine Blume nicht richtig wächst, ändern man nichts an der Blume, sondern an dem Umfeld, an dem es wächst.
Ihr Kind braucht keine Nachhilfe, weil mit ihm etwas nicht stimmt, sondern es braucht Nachhilfe, weil die Rahmenbedingungen, in welchen es sich befindet, anscheinend nicht optimal sind. Somit stellt die Nachhilfe eine Möglichkeit dar, diese Rahmenbedingungen zu verbessern und sicher zu stellen, dass das Kind wieder gut lernen und in der Schule mitkommen kann.
Betrachten Sie vor allem nicht nur die Noten Ihres Kindes, sondern sehen Sie immer die Gründe für die schlechten Noten. Wie gesagt, braucht Ihr Kind keine Nachhilfe, weil mit ihm selbst etwas nicht stimmt. Noten sagen nicht alles über Ihr Kind und sein Wissen und seine Fähigkeiten aus.
Verzichten Sie auf jeden Fall darauf, Ihrem Kind das Gefühl zu geben, die alleinige Schuld an seiner Situation zu tragen. Sorgen Sie vielmehr dafür:
- das Selbstwertgefühl Ihres Kindes zu stärken.
- mehr Selbstvertrauen in Ihrem Kind hervorzurufen.
- Ihr Kind zum Lernen zu motivieren, ohne ihm zu drohen oder ihm eine Standpauke zu halten.
Nachhilfe ist es auch, sich einzugestehen, wenn sie an ihre Grenzen kommt
- Noch eine Nachhilfestunde mehr.
- Ein weiteres Schuljahr auf dem Gymnasium mit Nachhilfe.
- Weitere Nachmittage, die mit der Nachhilfe verbracht werden und nicht zum Spielen und für die Freizeit allgemein genutzt werden können.
Ist das wirklich der Sinn der Nachhilfe? Besteht der Sinn und Zweck der Nachhilfe wirklich darin, das Kind mit aller Kraft von einer Klasse in die andere zu bringen? Natürlich dürfen Sie nicht bei der ersten Schwierigkeit aufgeben und Ihrem Kind auch nicht beibringen, dass es direkt das Handtuch werfen sollte, wenn es vor einem Hindernis steht. Doch, wenn Sie merken, dass Ihr Kind trotz der Nachhilfe und der Unterstützung nicht mitkommt und sich durch die Schule quält, ist die Nachhilfe nicht mehr lange sinnvoll.
Es kommt somit durchaus vor, dass Eltern und Kinder durch die Nachhilfe feststellen, dass das Kind schlicht und ergreifend überfordert ist.
Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass beispielsweise ein Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule kein Drama darstellt. Manche Kinder, die sich auf dem Gymnasium überfordert fühlten, konnten in der Realschule richtig aufblühen, endlich im Unterricht mitkommen und Erfolgsergebnisse haben.
Holen Sie sich eine zweite Meinung!
Um feststellen zu können, ob es sich bei der Nachhilfe um eine mögliche Lösung handeln könnte, bietet es sich für Sie an, sich mit dem Klassenlehrer Ihres Kindes in Verbindung zu setzen. Fragen Sie dort nach der Einschätzung und versuchen herauszufinden, was bei Ihrem Kind der Fall ist.
Handelt es sich um eine überschaubare Wissenslücke oder, ist Nachhilfe sinnvoll?
Sie können so auch besser einschätzen, ob sich Ihr Kind vielleicht überfordert fühlt und somit ein Schulwechsel noch besser wäre.
Reden Sie jedoch nicht nur mit anderen Menschen über Ihr Kind, sondern vor allem mit Ihrem Kind selbst. Teilen Sie ihm mit, was Sie sehen und denken und sprechen mit Ihm darüber. Entscheiden Sie nicht einfach über seinen Kopf hinweg, sondern setzen sich mit ihm hin und sprechen mit ihm über die Situation.
Es geht schließlich um Ihr Kind, weshalb der erste Ansprechpartner auch Ihr Kind darstellen sollte. Ansonsten riskieren Sie, dass es sich übergangen fühlt und sich der Nachhilfe gegenüber voll und ganz verschließt.
Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind immer wieder klarmachen, dass Sie es nicht auf seine Noten und seine allgemeine schulische Leistung beschränken, sondern es immer unendlich lieben. Das nimmt viel Druck und Angst von den Kindern und Sie helfen ihnen somit dabei, sich mehr zu öffnen und offener über ihre eigenen:
- Gedanken
- Wünsche
- Gefühle
- Schwierigkeiten
- Probleme
zu sprechen.
Der wirkliche Sinn hinter der Nachhilfe
Sie haben nun erfahren, was der Sinn und Zweck hinter der Nachhilfe nicht ist. Nun stellt sich jedoch die Frage danach, welcher Sinn hinter dieser Form der Unterstützung steckt.
Der Sinn und Zweck der Hilfe besteht nicht darin, die Hilfe unendlich und unbegrenzt anzubieten. Vielmehr könnte man die Nachhilfe auch mit den Worten der italienischen Pädagogin Maria Montessori beschreiben. Denn, um genau zu sein, soll die Nachhilfe Ihrem Kind dabei helfen, Methoden zu entwickeln, die es ihm ermöglichen, später ohne die Nachhilfe klarzukommen. Keinesfalls besteht der Sinn der Nachhilfe darin, diese die ganze Schulzeit hinweg in Anspruch zu nehmen.
Die Dauer der Nachhilfe
Die fundamentale Frage, mit welcher sich dieser Artikel beschäftigt, stellt die Frage danach dar, wie lange die Nachhilfe sinnvoll ist. Denn, immer wieder kann man im Freundes- und Bekanntenkreis von Kindern hören, die ständig beim Nachhilfeunterricht sind.
Viele Kinder scheinen Freizeit mehr zu haben, weil sie ihre freien Nachmittage und sogar viele Stunden in den Ferien mit der Nachhilfe verbringen.
Wenn Sie sich jetzt jedoch wieder vor Augen führen, dass es sich bei der Nachhilfe eigentlich um ein Konzept handelt, dass Kindern dabei helfen soll, es früher oder später alleine zu schaffen, bietet sich diese Hilfe nicht als Dauerzustand an.
Denn, wie schon gesagt, verfolgt die Nachhilfe das Ziel, dem Kind zu helfen, es aber zu derselben Zeit auf ein selbstständiges Lernen vorzubereiten. Aus diesem Grund sollte die Nachhilfe nicht unendlich andauern und über einen unbegrenzten Zeitraum hinweg stattfinden. Vielmehr bietet es sich an, die Nachhilfe ganz klar zeitlich zu begrenzen. In der Regel zeigen die meisten Kinder innerhalb des Zeitraums von 7 Monaten eine Verbesserung Ihrer Leistungen.
Auf die Frage, wie lange Nachhilfe sinnvoll ist, antworten viele Experten und Studien mit der Antwort: Zwischen 7 und 9 Monate.
Doch, warum dieser Zeitraum? Die Antwort auf diese Frage, fällt recht logisch aus: Kinder gewöhnen sich mit der Zeit an die Nachhilfe. Es stellt sich nach einiger Zeit eine Routine ein und die Nachhilfe etabliert sich als selbstverständlicher Bestandteil im Leben des Kinds. Es gewöhnt sich daran, immer Hilfe zu haben und lernt somit nicht, sich selbst anzustrengen und durch eigene Kraft Lösungen zu finden.
Um also zu verhindern, dass die Gefahr der Unselbstständigkeit wächst, bietet es sich an die Nachhilfe zwar durchaus anzubieten und von dem Kind in Anspruch nehmen zu lassen, sie aber nicht mehr als 9 Monate lang andauern zu lassen.
Die Dauer der Stunden
Die Frage danach, wie lange Nachhilfe sinnvoll ist, spielt nicht nur bezüglich des Zeitraums eine wichtige Rolle, sondern auch bezüglich der Dauer der Stunden selbst, könnte diese Frage aufkommen.
Bedenken Sie immer, dass Ihr Kind nach einem langen Schultag, müde und erschöpft ist. Möglicherweise hat es auch noch Hausaufgaben, muss Lernen und wünscht sich etwas Freizeit für sich selbst.
In diesem Fall spielt es eine wichtige Rolle, dass die Nachhilfe-Stunde selbst nicht allzu lange andauert.
Schließlich bringt es nichts, das Kind zur Nachhilfe zu zwingen, wenn es sich schlicht und ergreifend nicht konzentrieren kann. Wählen Sie aus diesem Grund nicht nur den richtigen Zeitpunkt für die Nachhilfe, sondern beschäftigen Sie sich auch mit der passenden Dauer.
An und für sich dauert eine Nachhilfestunde in etwa so lange, wie eine Schulstunde – sprich: 45 Minuten. Je nach Situation und je nachdem, wie Sie sich mit Ihrem Kind absprechen, kann diese aber auch 30 oder 90 Minuten andauern.
Wie gesagt, achten Eltern aber am besten immer darauf, das Kind nicht zu überfordern und ihm auch ausreichend Erholungszeit und Freizeit zuzugestehen. Schließlich spielt bei den Nachhilfestunden auch immer der finanzielle Aspekt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wenn Sie die Nachhilfestunden zum falschen Zeitpunkt ansetzen und die Dauer zu lange wählen, riskieren Sie, dass Sie keine Früchte trägt und Sie das Geld für die Stunde, im Grunde genommen, nur aus dem Fenster geschmissen haben.