Zwei Mädchen sprechen

Wie können Kinder besser zuhören?

Wenn Kinder nicht zuhören, steckt in den wenigsten Fällen eine böse Absicht dahinter. Viele Eltern gehen automatisch davon aus, dass sie von ihrem Kind ignoriert werden und reagieren aus diesem Grund gereizt und sauer auf dieses „Verhalten“.

Doch, was bedeutet Zuhören überhaupt? Handelt es sich um einen angeborenen Prozess? Muss das Zuhören möglicherweise erst erlernt werden? Steckt zwangsläufig das Problem der Schwerhörigkeit hinter der Tatsache, dass Kinder manchmal nicht zuhören?

Erfahren Sie hier alles rund um das Thema des Zuhörens, wieso Kinder manchmal einfach nicht zuhören wollen und wie Sie sie am besten unterstützen und im Zuhören trainieren können.

Denn: Das Zuhören stellt keine Fähigkeit dar, die Kinder direkt von Geburt an aufweisen. Kinder müssen das Zuhören lernen und gemeinsam mit der Sprachentwicklung immer weiterentwickeln.

Wieso hören Kinder nicht zu?

Die erste Frage, die bezüglich des Zuhörens eine wichtige Rolle spielen, stellt die Frage nach dem „Warum“ dar. Wieso hören manche Kinder einfach nicht zu? Handelt es sich um Absicht? Steckt bewusstes Verhalten dahinter? Oder können manche Kinder schlicht und ergreifend noch nicht zuhören?

Sicherlich darf nie verallgemeinert werden und vor allem Teenager sind bekannt dafür, dass sie das Gesagte in das eine Ohr hinein und zum anderen wieder hinausfliegen lassen. Doch wie sieht es mit kleineren Kindern aus?

In der Regel können Sie davon ausgehen, dass vor allem bei kleinen Kindern keine böse Absicht dahintersteckt, wenn sie nicht zuhören. Vielmehr haben sich Kinder in ihrer Sprache noch nicht so weit entwickelt, als dass sie über die Fähigkeit des Zuhörens verfügen.

Die Sprachentwicklung und die Fähigkeit des Zuhörens gehen Hand in Hand. Je mehr sich Kinder in der Sprache entwickeln, umso mehr steigt auch die Fähigkeit des Zuhörens. Aus diesem Grund tragen Erwachsene nicht nur die Aufgabe Kinder in der Sprachentwicklung, sondern zu derselben Zeit auch in dem Zuhören zu unterstützen.

Die Sprachentwicklung und das Zuhören

Zwei Mädchen halten Hand vor den Mund

Wie schon gesagt, gehen die Sprachentwicklung und das Zuhören Hand in Hand und bauen sozusagen aufeinander auf. Denn, um aktiv und bewusst Zuhören zu können, brauchen Kinder ein bestimmtes Verständnis für die Sprache.

Das ständige Erweitern der Sprachkenntnisse und der Entwicklung der Sprache wiederum erfordert das Zuhören. Somit spielen beide Komponenten im Leben eines Kindes – vor allem in den jungen Jahren – eine sehr große und fundamentale Rolle.

Doch, was machen Kinder, die noch nicht richtig zuhören können? Sie nutzen andere Wege der Kommunikation, wie zum Beispiel die Mimik und die Gestik. Auf sie trifft sozusagen der bekannte Spruch „Mit Händen und Füßen reden“ sehr gut zu.

Das Zuhören als komplexe Fähigkeit

Die Fähigkeit des Zuhörens entwickelt sich bei kleinen Kindern nach und nach. Bis sie vollkommen ausgereift ist, vergeht Zeit. Denn das aktive Zuhören fordert das Gehirn kleiner Kinder enorm und verlangt von ihnen ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit.

HörenWahrnehmen
Das gesprochene Wort muss gehört werden.Die nonverbale Kommunikation muss wahrgenommen werden.

Die Kombination aus dem Hören und dem Wahrnehmen resultiert dann in der immer weiter wachsenden Fähigkeit des aktiven Zuhörens.

Um aktiv zuhören zu können, muss eine Person folglich:

  • die verwendeten Wörter kennen.
  • mit der grammatikalischen Struktur der einzelnen Sätze vertraut sein und sie folglich erfassen können.
  • den Zusammenhang zwischen dem Gesagtem und der aktuellen Situation verstehen.
  • Ablenkungen ausblenden können.

Diese Aspekte setzen frühere Erfahrungen und Kenntnisse voraus, die Kinder bereits von Geburt an machen, indem Eltern schlicht und ergreifend mit ihnen sprechen und sie somit sowohl in der Sprachentwicklung als auch im Zuhören stärken und fördern.

Wie Sie sehen handelt es sich bei dem aktiven Zuhören um eine alles andere als leichte, sondern vielmehr um eine schwierige Aufgabe. Den wenigsten Menschen ist dieser Umstand jedoch bewusst.

Für Kinder, die gerade spielen oder ihre Aufmerksamkeit etwas Anderem schenken, stellt das aktive Zuhören somit eine sehr große Herausforderung dar.

Die Sache mit der Schwerhörigkeit

Frau mit Hörgerät

In der Regel wollen Eltern für ihre Kinder nur das Beste. Folglich machen sie sich direkt Sorgen, wenn das Kind nicht zuhört und sie verwechseln die noch nicht ausgereifte Fähigkeit des Zuhörens mit der Krankheit der Schwerhörigkeit.

Es stellt einen vollkommen normalen Umstand dar, dass sich Eltern Sorgen machen. Allerdings muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass jedes Kind die Fähigkeit des Zuhörens erst lernen und ausreifen muss. Die Wenigsten unter ihnen weisen tatsächlich eine Schwerhörigkeit auf, die sie in ihrem Hörvermögen und folglich auch im Zuhören einschränkt.

Schätzungen zufolge leiden lediglich:

  • 1,5 von 1.000 neugeborenen Kindern
  • 5 von 1.000 Kindern und Jugendlichen zwischen 3 bis 17 Jahren

unter Hörverlust

Wie Sie sehen, halten sich die Zahlen sehr stark in Grenzen. Aus diesem Grund dürfen Sie in den meisten Fällen davon ausgehen, dass Ihr Kind Sie zwar hört, Ihnen aber je nach Entwicklungsstand schlicht und ergreifend noch nicht aktiv zuhören kann.

Förderungsmöglichkeiten für ein besseres Zuhören

Grundsätzlich können Sie davon ausgehen, dass Sie Kinder am besten fördern, indem Sie sich auf die aktive Förderung der Sprachentwicklung konzentrieren und ihnen dabei helfen ein immer besseres Verständnis für die Sprache zu entwickeln.

Zudem helfen Ihnen ein paar wichtige Tipps und Tricks dabei, Kinder besser beim Zuhören fördern und unterstützen zu können.

Stellen Sie aktive Fragen und kommunizieren Sie direkt

Sicher stimmt es, dass Kinder die Sprache lernen, indem Sie mit ihr aufwachsen. Dazu gehört unter anderem, dass sie sie auch nebenbei und als Nebengeräusch hören. Allerdings erfordert das aktive Zuhören Ihres Kindes eine direkte Kommunikation.

Verzichten Sie darauf, zwischen Tür und Angel mit Ihrem Kind zu sprechen, sondern starten Sie den Dialog, indem Sie in Kontakt mit dem Kind treten. Unterhalten Sie sich auf Augenhöhe mit dem Kind, was nicht nur symbolisch, sondern wortwörtlich zu verstehen ist:

  • Begeben Sie sie körperlich auf die Höhe des Kindes, sodass Sie ihm direkt in die Augen schauen können.
  • Sprechen Sie das Kind direkt an und zeigen Sie ihm dadurch, dass es Ihnen wichtig ist, mit ihm zu sprechen.
  • Stellen Sie dem Kind die Frage, ob es Ihnen zuhört und, ob Sie seine Aufmerksamkeit haben.

Relax, take it easy!

Vater mit Kind

Sie reden mit einem Kind und nicht mit einem Professor, der mit Fachbegriffen um sich werfen kann und dazu in der Lage ist, seine Aufmerksamkeit mehreren Dingen gleichzeitig zu schenken.

Das hat nichts damit zu tun, dass Sie Kinder für dumm oder weniger intelligent halten. Vielmehr bedeutet es, dass Sie über das Bewusstsein verfügen, dass Kinder schlicht und ergreifend mitten in der Entwicklung stecken und aus rein logischer und biologischer Sicht gar nicht über einen bestimmten Wortschatz und ein gewisses Verständnis für die Grammatik verfügen können.

In einigen Fällen verstehen Kinder schlicht und ergreifend nicht, was Sie von ihnen wollen. Das führt oft zu Frust und sorgt dafür, dass sie ihre kurze Aufmerksamkeits-Spanne Dingen zuwenden, die Sie verstehen und kennen – also: sie spielen oder schauen sich Bilderbücher an, etc.

Die richtige Kommunikation

Je jünger das Kind ist, mit dem Sie kommunizieren, umso einfacher sollte sich Ihr Ausdruck gestalten. Verzichten Sie auf lange Sätze oder auf Vorwürfe, sondern formulieren Sie Ihre Anliegen ganz klar und deutlich. Je nach Alter ist ein Kind noch nicht in der Lage dazu, lange Sätze zu erfassen. Bedenken Sie, dass sich Kinder erst nach und nach an die Sprache gewöhnen und mit dem Alter von circa 2 Jahren erst einen Wortschatz von circa 50 Wörtern aufweisen.

Führen Sie sich diesen Umstand immer wieder vor Augen und verstehen somit, dass Sie Kinder oft gar nicht verstehen und Ihnen somit auch nicht aktiv Zuhören können.

NeinJa
Wie oft habe ich dir jetzt schon gesagt, dass du in der Küche nicht rennen sollt?Renne in der Küche bitte nicht!
Du weißt ganz genau, dass du vor dem Essen keine Süßigkeiten mehr essen sollst.Iss vor dem Essen bitte keine Süßigkeiten!

Die „Nein“-Sätze weisen für Kinder eine viel zu lange Struktur auf. Sie können sie in vielen Fällen gar nicht verstehen. Noch Schwieriger gestaltet sich der Umstand, wenn Sie mit Nebensätzen hantieren.

Das heißt nicht, dass Sie diese nicht mehr im Alltag verwenden sollte. Schließlich lernen Kinder die Sprache nach dem Motto „Learning by doing“. Wenden Sie sich jedoch direkt an Kinder und wollen Sie zum aktiven Zuhören bringen, nutzen Sie am besten kurze Sätze.

Achten Sie dabei auch auf das Zusammenspiel zwischen Gesagtem und dem Ton, in dem Sie kommunizieren. Wie heißt es doch so schön? – Der Ton macht die Musik.

Seien Sie in der Kommunikation mit dem Kind dabei immer authentisch. Authentisch zu sein bedeutet dabei:

  • nicht zu schreien.
  • ruhig zu bleiben.
  • Informationen kurz, knapp und eindeutig zu kommunizieren.

Nutzen Sie die persönliche Sprache

„Man“ stellt ein Wort da, das sich fest in den täglichen Sprachgebrauch der Menschen integriert hat. „Man“ ersetzt dabei bestimmte Menschen, Gruppen, etc. und ersetzt somit die persönliche Sprache.

Allerdings können Kinder mit dem Wort „man“ nichts anfangen. Wieso macht man bestimmte Sachen? Wieso macht man bestimmte Sachen nicht? Wer ist dieser „man“ überhaupt und wieso nehmen ihn die Erwachsenen immer in den Mund, wenn sie mit den Kindern kommunizieren?

Das Gehirn Ihres Kindes kann „man“ noch nicht verarbeiten. Verzichten Sie aus diesem Grund auf diese unpersönliche Verallgemeinerung und nutzen Sie die persönliche Sprache.

NeinJa
Das macht man nicht.Ich möchte nicht, dass du … machst. / Hör auf … zu machen.
Man wackelt nicht mit dem Stuhl.Ich möchte nicht, dass du mit dem Stuhl wackelst. / Ich möchte, dass du aufhörst mit dem Stuhl zu wackeln.
Das sagt man nicht.Ich möchte nicht, dass du das sagst. / Sag lieber …
Man räumt die Sachen nach dem Spielen auf.Ich möchte, dass du deine Sachen aufräumst.

Sprich: Sie verallgemeinern nicht mehr, sondern drücken das Gesagte als Ihr persönliches Anliegen aus. Ahmen Sie dabei Kinder nach, die immer klar von sich sprechen und ihre Wünsche, sowie Bedürfnisse kommunizieren.

Geben Sie dem Kind anschließend auch einen Grund für Ihre Aussage. So haben Sie zum Beispiel Angst, dass es fällt, wenn es mit dem Stuhl wackelt. Oder Sie mögen ein bestimmtes Wort nicht hören, da es Sie oder andere Menschen verletzt.

Befehle sind überflüssig

Indem Sie Ihr Anliegen als Wunsch formulieren, verzichten Sie auf Befehle, was sich positiv auf die Entwicklung Ihres Kindes auswirkt.

Formulieren Sie Ihre Wünsche möglichst positiv, geben Ihrem Kind Erklärungen und fördern es somit nicht nur in seiner Sprachentwicklung und dem aktiven Zuhören. Stärken Sie durch den klaren und harmonischen Umgang auch die Bindung zu dem Kind.

Viele Kinderpsychologen weisen zudem darauf hin, dass Befehle vollkommen fehl am Platz sind, da Kinder ihre Eltern nicht ignorieren wollen. Allerdings wollen sie wertgeschätzt werden, was nicht der Fall ist, wenn sie Befehle erhalten.

Wiederholen Sie

Wiederholen Sie immer und immer wieder, was Sie gesagt haben. Je öfter Ihr Kind Wörter und Sätze hört, umso mehr dringen diese in das Gedächtnis ein und setzen sich fest. Die ersten Male versteht das Kind noch nicht die Bedeutung hinter den einzelnen Wörtern und Sätzen. Doch, je mehr sie Sie reden hören und je klarer Sie kommunizieren, umso mehr wirken sich die ständigen Wiederholungen positiv auf die Sprachentwicklung und das aktive Zuhören aus.

Hören Sie zu

Buchstaben bilden "Listen more"

Verlangen Sie nicht nur von Kindern, dass Sie ihnen aktiv zuhören, sondern seien Sie ein Vorbild und machen es den Kindern vor – hören Sie selbst auch aktiv zu und schenken Kindern Ihre Aufmerksamkeit:

  1. Wenden Sie sich dem Kind zu und verzichten darauf multitaskingfähig sein zu wollen, sondern schenken Sie dem Kind Ihre volle Aufmerksamkeit, wenn es mit Ihnen spricht.
  2. Unterbrechen Sie nicht und Fragen lieber nochmal konkret nach, wenn das Kind eine Pause in seiner Erzählung macht.
  3. Verzichten Sie darauf, die Information des Kindes als „falsch“ dazustellen, sondern versetzen Sie sich in das Kind hinein. Fragen Sie nach und versuchen empathisch seine Sicht- und Denkweise nachzuvollziehen.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass man das Zuhören nicht einfach so von Geburt an beherrscht. Vielmehr muss man das Zuhören nach und nach lernen und sich immer mehr an es gewöhnen. Fördern und unterstützen Sie die Kinder dabei und sorgen für eine gute Sprachentwicklung und wachsende Zuhör-Fähigkeit.

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