Bestimmt sind Sie auch bereits in den Kontakt mit dem Begriff „Resilienz“ gekommen. Zwar kommt dieser Begriff nicht selten im Zusammenhangt mit der Spiritualität zur Sprache, doch das bedeutet nicht, dass es sich um eine rein spirituale Angelegenheit handelt. In der Tat handelt es sich bei der Resilienz um eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen, die er sich am besten im Kindesalter aneignet. Doch, wie kann man Resilienz bei Kindern fördern?
Kurz und knapp gesagt bedeutet die Resilienz, wie ein Mensch mit Stress umgeht und wie sehr ihn stressige Situationen belasten und aus der Bahn werfen. Je resilienter ein Mensch ist, umso besser und gelassener geht er mit stressigen Situationen um.
Aus diesem Grund stellt sich für viele Eltern die Frage, wie man Resilienz bei Kindern am besten fördern kann. Wie können Sie Ihr Kind dabei unterstützen, gut mit Stress und Druck umzugehen?
Die Resilienz im Alltag und in der Psychologie
In aller erster Linie meinen Menschen, wenn sie von der Resilienz sprechen, die Widerstandsfähigkeit. Zumindest findet dieses Synonym im Alltag immer wieder seinen Einsatz, wenn es um die Resilienz geht. Doch, aus psychologischer Sicht betrachtet, steckt hinter der Resilienz sehr viel mehr als die reine Widerstandsfähigkeit.
Aus psychologischer Sicht handelt es sich bei der Resilienz um die Fähigkeit, mit kritischen Situationen umzugehen, sich Herausforderungen anzunehmen und an ihnen zu wachsen. Bei Resilienz handelt es sich somit nicht um einen festen Wert, sondern um eine Eigenschaft, die Menschen immer weiter entwickeln können.
Wenn Sie möchten, können Sie sich die Resilienz ein bisschen wie eine wasserfeste Uhr vorstellen, die Sie ins Wasser schmeißen. Selbst im Wasser, in dem besondere Umstände herrschen, geht die Uhr nicht kaputt und kommt ihrer Funktion zuverlässig nach.
Wie sieht Resilienz bei Kindern aus?
Selbst, wenn Sie wissen, was Resilienz bedeutet, bleibt in vielen Fällen dennoch die Frage, wie sich Resilienz bei Kindern gestaltet. Wie sieht ein Kind aus, das über Resilienz verfügt? Bedenken Sie diesbezüglich immer, dass sich Resilienz von Kind zu Kind unterschiedlich gestaltet.
Jedes Kind ist anders und weist einen anderen Charakter auf, weshalb sich auch die Resilienz bei jedem Kind anders äußert. Sehen Sie sich jedoch einmal ein Kind im Grundschulalter an, könnte die Resilienz bei ihm folgendermaßen aussehen:
Das Kind befindet sich alleine zu Hause und bekommt auf einmal Angst. Es fühlt sich nicht wohl, vermisst seine Eltern und hat Hunger. Der erste Griff geht natürlich zum Telefon, um die Eltern anzurufen und darum zu bitten, wieder nach Hause zu kommen.
Während die Eltern sich auf den Heimweg machen, hat das Kind die Chance über sich hinaus zu wachsen und noch mehr Resilienz zu entwickeln. Denn es muss nun Möglichkeiten und Wege finden, um sich die Zeit zu vertreiben. Möglicherweise findet es ein Spiel, mit dem es sich die Langeweile vertreiben kann. Unter Umständen macht es sich auch etwas zu Essen, um den Hunger zu stillen. Für das Kind bedeutet das Alleinsein in diesem Fall eine Mini-Krise, die ihm vielleicht auf den ersten Blick Angst macht. Auf den zweiten Blick betrachtet bietet ihm die Krise jedoch eine tolle und einzigartige Chance, um über sich selbst hinaus zu wachsen.
Befindet sich das Kind das nächste Mal alleine zu Hause, kann es sich an diese Strategien erinnern und sie dann nutzen, um Momente der Langeweile oder des Hungers zu überbrücken. Es ist über sich hinausgewachsen und kann nun sehr viel besser mit einer Situation umgehen.
Warum Sie die Resilienz bei Kindern fördern sollten
Eltern wollen eigentlich nur das Beste für ihre Kinder. Am liebsten würden Eltern ihre Kinder ständig lächeln und glücklich sehen. Sie wollen nicht, dass Ihrem Kind etwas passiert und, wenn Sie könnten, würden Sie es vor allen Enttäuschungen bewahren. Allerdings hemmen Eltern ihre Kinder in ihrer Entwicklung, wenn sie sie in Watte packen und versuchen sie vor allem zu schützen.
Für die kindliche Entwicklung und die damit zusammenhängende Förderung der Resilienz, spielt der richtige Umgang mit positiven und negativen Gefühlen eine fundamentale Rolle. Ihr Kind braucht die Chance, Strategien entwickeln zu dürfen, um mit negativen Gefühlen umgehen zu können. Nur so wächst es über sich hinaus und entwickelt Resilienz.
Es liegt in der Aufgabe der Eltern zu erkennen, inwiefern sie den Rahmen für ein sicheres Aufwachsen und eine sichere Entwicklung setzen und, inwiefern sie ihre Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Es liegt in der Aufgabe der Eltern Kinder, bezüglich ihrer Resilienz zu fördern.
Vorteile der Resilienz für Kinder
Natürlich lernt man nie aus und sicherlich haben auch Erwachsene viele Möglichkeiten, um ihre Resilienz zu fördern. Da Resilienz jedoch bereits im Kindesalter sehr viele Vorteile für die Kinder mit sich bringt, sollten Sie einen großen Wert darauflegen, Ihr Kind in der Entwicklung dieser Eigenschaft zu unterstützen.
Denn die Vorteile, die resiliente Kinder im Alltag und auch in ihrem späteren Leben genießen, stellen unter anderem die Folgenden dar:
- Erkennen und Einordnen der eigenen Gefühle und auch der Gefühle anderer Menschen. Sie entwickeln somit deutlich mehr Empathie und können sich folglich besser in ihre Mitmenschen hineinversetzen.
- Kontrollieren und Regulieren der eigenen Gefühle. Kinder entwickeln Strategien, um mit der Wucht der eigenen Gefühle klar zu kommen. Merken sie, dass sie sich von den Gefühlen übermannt fühlen, suchen sie nach Hilfe.
- Erkennen der eigenen Stärken und Kompetenzen, was auch zu sehr viel mehr Selbstbewusstsein und damit im Zusammenhang stehendem Selbstwertgefühl führt.
- Keine Scheu vor Kontakt und davor, sich Hilfe zu suchen, wenn sie welche brauchen.
- Entwicklung von Strategien, um Probleme zu lösen. Diese Strategien können sie dann auf ähnliche Situationen übertragen, um besser mit ihnen umgehen zu können.
Wie schon gesagt, gestaltet sich jedes Kind anders, sodass sie sich bei jedem Kind anders gestaltet. Nicht alle oben genannten Fähigkeiten präsentieren sich bei allen Kindern auf dieselbe Art und Weise. Vielmehr handelt es sich bei Resilienz um eine variable Größe, die in unterschiedlichen Bereichen schwächer oder stärker ausfallen kann. In jedem Fall besteht immer die Möglichkeit, an der Resilienz zu arbeiten und sie in bestimmten Bereichen zu stärken und zu fördern. Die Frage, die dabei jedoch bleibt ist: Wie machen Sie das am besten?
Die Resilienz und ihre sechs Faktoren
Bevor Sie nun erfahren, wie Sie Ihr Kind am besten fördern können, wenn es um Resilienz geht, erfahren Sie mehr über die sechs Faktoren, aus der sich die Resilienz zusammensetzt. Forscher der Universität Freiburg haben die Resilienz in sechs Faktoren unterteilt.
In den folgenden Abschnitten erfahren Sie nicht nur mehr über die einzelnen Faktoren, sondern bekommen direkt Übungen mit an die Hand. Mit Hilfe dieser Übungen fördern Sie Ihr Kind bereits in seiner Resilienz.
Bei den sechs Faktoren, aus denen sich die Resilienz zusammensetzt, handelt es sich um die Folgenden:
- Selbstwahrnehmung
- Selbststeuerungsfähigkeit
- Selbstwirksamkeitsüberzeugung
- Soziale Kompetenzen
- Stressbewältigung
- Problemlösekompetenz
Selbstwahrnehmung
Damit Ihr Kind sich nicht von Gefühlen und Gedanken überrannt fühlt, spielt seine Selbstwahrnehmung eine fundamentale Rolle. Um diese zu stärken, ist es wichtig, dass Ihr Kind Achtsamkeit entwickelt und lernt, sich selbst mit seinen Gedanken und seinen Gefühlen wahrzunehmen und zu akzeptieren.
Übung: Fordern Sie Ihr Kind auf, sich an die Wand zu stellen und diese mit beiden Händen zu berühren. Fragen Sie Ihr Kind anschließend, wie sich die Wand anfühlt und was sie auf ihren Händen spüren, wenn sie sie von der Wand nehmen.
Alles in allem lässt sich Achtsamkeit sehr einfach im Alltag trainieren und bringt sehr viele positive Aspekte mit sich.
Selbststeuerungsfähigkeit
Manchmal kommen Kinder in den Kontakt mit einer sehr großen Wucht der Gefühle. Wenn sie diese durch die Achtsamkeit erkannt haben, gilt es nun, sie zu steuern. Für diese Zwecke braucht Ihr Kind die Selbststeuerungsfähigkeit.
Übung: Lassen Sie Ihr Kind eine Sonne und eine Wolke auf ein Blatt Papier malen. Die Sonne steht für positive und die Wolke für negative Gefühle. Lassen Sie Ihr Kind nun all seine Gefühle unter die Sonne und unter die Wolke schreiben, die ihm einfallen. Fragen Sie es dann, wie es mit den negativen Gefühlen umgeht. Wie könnte es die Gewitterwolken vertreiben? Achtung! – Es geht dabei nicht darum, die Gefühle zu unterdrücken, sondern sie anzunehmen und Strategien zu finden, um mit ihnen umgehen zu können.
Selbstwirksamkeitsüberzeugung
Um sich Herausforderungen annehmen und neuen Situationen stellen zu können und somit bezüglich der Resilienz wachsen zu können, ist es wichtig, sich bestimmte Dinge zuzutrauen. Für diese Zwecke braucht Ihr Kind die sogenannte Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Es ist wichtig, dass sich Ihr Kind darüber bewusstwird, wie unendlich stark es ist und, wie viele Dinge es schaffen kann, wenn es nur an sich selbst glaubt.
Übung: Führen Sie mit Ihrem Kind ein Kompliment- und Dankbarkeitstagebuch. Lasse es jeden Tag mindestens 5 Dinge finden, für die es dankbar ist und lasse es sich selbst jeden Tag ein Kompliment machen. So lernt es sich selbst wertzuschätzen und zusätzlich seine eigenen Stärken kennen.
Soziale Kompetenzen
Soziale Kompetenzen spielen vor allem im Kindergarten- oder Schulalter des Kindes eine wichtige Rolle. Der Umgang mit neuen Menschen stellt einen wichtigen Bestandteil des täglichen Lebens dar. Umso wichtiger gestaltet sich der Umstand, dass Ihr Kind die sozialen Kompetenzen entwickelt und dazu in der Lage ist:
- dem Leistungsdruck Stand zu halten.
- Empathie zu entwickeln.
- zu seiner Meinung zu stehen, selbst wenn es zu Konfliktsituationen kommen sollte.
Übung: Viele Experten gehen davon aus, dass Geschichten Kindern dabei helfen, ihre sozialen Kompetenzen besser zu entwickeln. Sie können sich sehr viel besser in Menschen hineinversetzen, wenn sie regelmäßig Geschichten von ihren Eltern vorgelesen bekommen.
Stressbewältigung
In der heutigen Leistungsgesellschaft, in der Ihre Kinder aufwachsen, kommen sie bereits in jungen Jahren in den Kontakt mit Druck und Stress. Umso wichtiger ist es, Strategien zu haben, mit welchen man Resilienz bei Kindern fördern kann. So ist das Kind in der Lage dazu, mit belastenden und stressigen Situationen umgehen zu können, ohne sich von diesen bestimmen zu lassen.
Wie kann man Resilienz bei Kindern fördern?
Übung: Geben Sie Ihrem Kind für stressige Situationen eine einfach umzusetzende Atemübung mit auf den Weg. Erst atmet es 4 Sekunden ein. Dann hält es die Luft für 4 Sekunden an, atmet für 4 Sekunden wieder aus und hält die Luft erneut für 4 Sekunden an. Diese Übung kann Ihr Kind so oft wiederholen, bis es merkt, wie der Stress etwas nachlässt.
Problemlösekompetenz
Bei dem letzten Baustein der Resilienz handelt es sich um die Problemlösekompetenz. Um Ihr Kind dabei unterstützten zu können, sich seiner Probleme anzunehmen und sie nicht als nicht zu überwältigendes Hindernis zu sehen, braucht es die sogenannte Problemlösekompetenz.
Es ist wichtig, dass Ihr Kind ein Problem als Chance sieht, um über sich hinauswachsen zu können.
Übung: Malen Sie mit Ihrem Kind ein Bild und malen anschließend über das Gemalte drüber. Lassen Sie Ihr Kind nun eine Lösung finden, um das Bild wieder schön zu machen. Ihr Kind lernt so, dass augenscheinlich hässliche und blöde Dinge mit etwas Zeit und Kreativität wieder schön werden und somit gelöst werden können.
So fördern Sie Resilienz bei Ihren Kindern
Bereits die oben genannten Übungen helfen Ihnen dabei, Ihr Kind bezüglich seiner Resilienz zu fördern. Neben diesen Übungen spielen jedoch einige weitere Faktoren eine fundamentale Rolle. Es handelt sich dabei unter anderem um die Folgenden:
Eine sichere Bindung | Nur durch eine sichere Eltern-Kind-Bindung und das damit zusammenhängende Urvertrauen, entwickelt das Kind Vertrauen in sich selbst und in seine Fähigkeiten. Das wiederrum stellt eine wichtige Voraussetzung für die Resilienz dar. |
Kennenlernen aller Gefühle | Geben Sie Ihrem Kind Möglichkeit dazu, all seine Gefühle kennenzulernen. Lassen Sie es seine Gefühle ausleben und helfen Sie ihm dabei, sie in Worte zu fassen, wenn es das selbst nicht schafft. |
Aktives Zuhören | Hören Sie Ihrem Kind immer aufmerksam zu und zeigen Sie ihm somit, dass seine Meinungen und Wünsche wichtig sind, gesehen und gehört werden. |
Lassen Sie Ihr Kind Probleme lösen | Greifen Sie nicht immer direkt ein, wenn Ihr Kind vor einem Problem steht. Geben Sie ihm vielmehr die Möglichkeit, selbst mit seinen Problemen umgehen zu können. Stehen Sie ihm beiseite und zeigen ihm, dass es Ihre Unterstützung bekommt, wenn es nach ihr fragt. |
Lassen Sie Ihr Kind seinen Willen ausleben | Ihr Kind muss nicht immer Ihrer Meinung sein. Lassen Sie Ihr Kind seinen Willen ausleben und akzeptieren Sie es, wenn Ihr Kind Ihnen einmal nicht zustimmt. |