Menschen haben Angst. Angst stellt an und für sich nichts Schlimmes dar, sondern rettet Menschen in bestimmten Situationen sogar das Leben. Somit handelt es sich bei Angst an und für sich zunächst um eine vollkommen normale Reaktion. Befinden sich Kinder in einer bedrohlichen und für sie gefährlichen Situation, verspüren sie Angst. Doch, wie entstehen Angststörungen bei Kindern?
Bereits Kinder unter bestimmten Bedingungen unter Angststörungen. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die Frage, wann die Rede von einer Angststörung ist.
Die natürliche Angst und die Angststörung
Eine fundamentale Frage, die sich Eltern stellen, stellt die Frage dar, wann es sich um eine Angst handelt, und wann von einer Angststörung die Rede ist. Anschließend stellen sie sich die Frage, wie Angststörungen bei Kindern entstehen. An und für sich besteht der Unterschied in der Stärke, in der das Kind die Angst verspürt.
Angst | Angststörung |
Verläuft recht milde und tritt vorrübergehend auf. Ängste basieren in der Regel auf dem Entwicklungsstand des Kindes oder des Jugendlichen und gehören somit zu der Entwicklung dazu. | Ängste treten sehr stark auf und halten über Monate hinweg an. Sie beeinträchtigen somit die Entwicklung des Kindes und schränken es folglich sehr stark ein. |
Experten haben herausgefunden, dass es sich bei den Angststörungen um die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern handelt. Diesbezüglich hat das Robert-Koch-Institut eine Studie durchgeführt. In dem Rahmen dieser Studie (BELLA-Studie) kam heraus, dass circa 10 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter einer akuten Angststörung leiden.
Verschiedene Arten der Angststörung
Eine Angststörung ist nicht gleich eine Angststörung. In der Tat empfindet jeder Mensch Angst anders, weshalb sich die Angststörung auch in verschiedenen Arten präsentiert. Kinder empfinden unterschiedliche Ängste (z.B. Prüfungsangst), die Sie in den folgenden Schritten etwas genauer kennenlernen. Angststörungen bei Kindern entstehen nicht nur aufgrund unterschiedlicher Ursachen. Sie kommen auch in verschiedenen Formen vor.
Eine besondere Beachtung finden in diesem Zusammenhang folgende Unterarten der Angststörung:
- Trennungsangst
- Soziale Angst
- Leistungsangst
- Phobien
- Panikstörungen
Trennungsangst
Bei der ersten Angststörung handelt es sich um die Trennungsangst. Diese tritt in der Regel im Kindergarten- oder Schulalter des Kindes auf. Wie es die Bezeichnung dieser Angststörung bereits andeutet, handelt es sich um die Angst, sich von einer Bezugsperson zu trennen. In den meisten Fällen stellen die Bezugspersonen die Eltern dar.
Betroffene Kinder äußern die Angst davor, dass ihren Eltern etwas passieren könnte. Zudem fürchten sie sich davor, alleine zu sein. An und für sich trennen sich Kinder nicht gerne von ihren Eltern. Artet diese Angst jedoch aus und dauert über einen sehr langen Zeitraum hinweg an, deutet das darauf hin, dass das Kind unter einer Trennungsangst leidet.
Oft haben Kinder mit Trennungsangst Probleme damit:
- bei Freunden oder Verwandten zu schlafen.
- sich vor dem Kindergarten oder der Schule von den Eltern zu trennen.
- alleine einzuschlafen oder alleine im Bett durchzuschlafen.
Dazu gesellt sich die Tatsache, dass auch viele Eltern Probleme damit haben, sich von ihrem Kind zu trennen. Dadurch fällt es dem Kind noch schwerer sich zu trennen. Es denkt, dass seine Ängste berechtigt sind, wenn es merkt, dass auch die Eltern unsicher sind und sich eigentlich nicht trennen wollen.
Symptome, die darauf hindeuten, dass Ihr Kind unter der Trennungsangst leidet, stellen die Folgenden dar:
- Starker und teilweise übermäßiger Kummer vor einer bevorstehenden Trennung
- Angst davor, dass etwas passieren könnte
- Weigerung in den Kindergarten oder in die Schule zu gehen
- Angst davor, alleine ins Bett zu gehen
- Bauchweh, Kopfweh oder andere körperliche Beschwerden vor einer bevorstehenden Trennung
Soziale Ängste
Eine weitere Form der Angststörungen stellen soziale Ängste dar. Diese Ängste äußern sich vor allem darin, dass Kinder Angst davor haben, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Ständig fürchten sie sich davor, sich peinlich zu verhalten und somit zum Gespött der anderen zu werden.
Zudem meiden sie Situationen, in denen sich von anderen Gleichaltrigen angesprochen werden könnten und verbringen somit sehr viel Zeit alleine.
Aus diesem Grund verhalten sich Kinder mit sozialen Ängsten oft folgendermaßen:
- Meiden bestimmter Situationen, um nicht in Verlegenheit zu kommen, Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen und von ihnen angesprochen zu werden.
- Unwohlsein vor Referaten, Partys oder auch gemeinsamen Pausen auf dem Schulhof.
Symptome, die darauf hinweisen könnten, dass ein Kind unter einer sozialen Angst leidet, stellen sich unter anderen wiefolgt dar:
- Erröten und Zittern
- Gefühl, sich übergeben zu müssen
- Starker Harn- und Stuhldrang
- Weinen
- Wutanfälle
- Erstarren und Zurückweichen, wenn es zu einer gefürchteten sozialen Situation kommt
Leistungsangst
Wie Sie sicherlich wissen, leben wir in einer Leistungsgesellschaft, in der viel Druck auf die Menschen ausgeübt wird. Viele Menschen, bereits auch Kinder erleben in diesem Zusammenhang nicht selten viel Stress. Eine Leistungsangst basiert darauf, dass Kinder fürchten, die ihnen gestellten Aufgaben nicht entsprechend ihrer Begabung und ihrer Fähigkeiten lösen zu können. Sie haben ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein.
Kinder, die unter einer Leistungsangst leiden meiden aus diesem Grund Prüfungssituationen und Leistungsanforderungen, wie unter anderem Referate oder Klassenarbeiten. Können sie diese Situationen nicht meiden, nimmt die Angst so sehr die Oberhand, dass sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen können und nicht selten nicht gut abschneiden.
Phobien
Haben Kinder vor ganz bestimmten Situationen oder Dingen Angst, ist oft die Rede von einer Phobie. Bestimmt haben Sie schon öfter von diesem Ausdruck gehört oder leiden selbst auch unter einer Phobie.
Bei besonders bekannten und recht weit verbreiteten Phobien handelt es sich unter anderem um Angst vor:
- Tieren, wie zum Beispiel Spinnen
- Höhen
- Geschlossenen Räumen
- Blut und Verletzungen
- etc.
Erleben Kinder diese Situationen trotzdem, führt das oft zu sehr starken Angstattacken, weshalb Kinder die Situationen oft vermeiden wollen. Nicht selten erfahren sie eine nicht zu unterschätzende Einschränkung ihres Alltags durch die Phobien.
Nicht selten äußert sich das Erleben der Situationen durch:
- Weinen
- Wut
- Erstarren
- Anklammern
Panikstörung
Vielleicht haben Sie auch schon einmal eine Panikstörung durchlebt und wissen aus diesem Grund, wie unangenehm sich diese gestaltet. Panikstörungen begrenzen sich nicht auf bestimmte Situationen. Um genauer zu sein beschreiben sie vielmehr die Angst vor der Angst. Nicht selten basieren diese auf sehr belastenden Ereignissen im Leben des Kindes, auf die der Körper versucht über die Panikattacken aufmerksam zu machen.
Panikattacken äußern sich in der Regel durch die folgenden Symptome:
- Starkes Herzklopfen
- Schmerzen in der Brust
- Das Gefühl zu ersticken
- Schwindel
- Angst davor, zu sterben
- Angst davor, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
- Schweißausbrüche
- Beklemmungsgefühle
- Zittern
- Mundtrockenheit
- Atembeschwerden
Augenscheinlich dauern diese Panikattacken nur wenige Minuten an, doch für betroffene Kinder scheinen die Minuten nie zu vergehen. In einigen Fällen dauern Panikattacken jedoch auch länger an. Anschließend sind betroffene Kinder sowohl psychisch als auch physisch erschöpft und verspüren Angst davor, wieder eine solche Panikattacke zu erleben.
Tückisch an den Panikattacken ist die Tatsache, dass sie nur in bestimmten Situationen auftreten und somit für die betroffenen Kinder und Jugendlichen absolut nicht vorhersehbar sind.
Wie kommt es überhaupt zu Angststörungen?
Erleben zu müssen, dass das eigene Kind unter einer Angststörung leidet, stellt für viele Eltern eine unheimlich schwierige Situation dar. Sie wissen nicht, wie sie dem Kind helfen können und machen sich große Sorgen. Aus diesem Grund suchen viele Eltern die Hilfe in einer Therapie für die Kinder.
Doch, warum kommt es überhaupt zu den Angststörungen? Wieso entwickeln einige Kinder so große und teilweise nicht rationale Ängste?
Wird eine Angst besonders stark, tritt sehr oft auf und ist für die Kinder nicht mehr zu kontrollieren, handelt es sich um eine Angststörung.
Kinder und Jugendliche, die unter einer Angststörung leiden, empfinden durch sie eine sehr starke Belastung und Einschränkung im Alltag.
Um besser verstehen zu können, inwiefern sich eine Angststörung von „normalen“ Ängsten unterscheidet, die zu der Entwicklung des Kindes dazugehören, ist es sinnvoll sich die natürlichen Ängste etwas genauer anzusehen. So verstehen Sie besser, wie Angststörungen bei Kindern entstehen?
Alter | Angst |
0 bis 6 Monate | Laute Geräusche |
6 bis 12 Monate | Fremde Menschen |
Ab einem Jahr | Trennung, Toilettengang |
Ab 2 Jahren | Tieren, Dunkelheit |
Zwischen 3 und 4 Jahren | Fantasiegestalten, wie zum Beispiel das berühmte Monster unter dem Bett oder im Kleiderschrank |
Ab 5 Jahren | Böse Menschen, Eltern passiert etwas |
Ab 6 Jahren | Alleine schlafen gehen |
Ab 7 Jahren | Eintreffen von Ereignissen, die das Kind im Fernseher gesehen hat (Einbrecher, Naturkatastrophen, etc.) |
Ab 9 Jahren | Leistung und Aussehen, Tod |
Ab der Pubertät | Sexualität, Zukunft (keinen Job und/oder Partner finden) |
All diese genannten Ängste stellen vollkommen normale und natürliche Ängste dar. Sie gehören somit zu der normalen Entwicklung eines Kindes. Zu einer psychischen Störung – sprich: Angststörung – werden sie erst, wenn sie so stark ausgeprägt sind, dass sie den Alltag beeinträchtigen.
Daran erkennen Sie, dass ein Kind unter Angststörungen leidet
In den Abschnitten weiter oben haben Sie bereits erfahren, welche Symptome mit einer Angststörung einhergehen. Doch, wie können Sie noch mehr Sicherheit darüber erhalten, dass Ihr Kind unter einer Angststörung leidet und auf Hilfe angewiesen ist? In vielen Fällen merken Kinder und Jugendliche selbst, dass etwas nicht stimmt und, dass sie mit einer sehr großen Angst zu kämpfen haben.
Oft wenden sie sich mit ihrer Situation an ihre Eltern oder andere Bezugspersonen im Umfeld. Vermuten Sie, dass Ihr Kind unter einer Angststörung leidet, beobachten Sie es besonders intensiv. Achten Sie auf das Verhalten und analysieren, ob Sie die oben genannten Symptome bei Ihrem Kind erkennen.
Da es neben den bereits genannten Angststörungen aber auch noch andere Formen mit anderen Symptomen gibt, sollte Ihr Fokus in aller erster Linie auf Veränderungen im Verhalten Ihres Kindes liegen. Verhält sich Ihr Kind auf einmal anders? Meidet es bestimmte Situationen? Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind unverhältnismäßig starke Ängste entwickelt hat? In diesem Fall bietet sich ein Besuch bei einem Psychiater oder bei einem Psychotherapeuten an. Fachkräfte stellen durch gezielte Fragen fest, ob ein Kind unter einer Angststörung leidet und, um welche Art der Angststörung es sich handelt. Anschließend können sie auch die entsprechende Therapie einleiten, um Kindern bei der Bewältigung der Angststörung zu helfen.
Ursachen einer Angststörung bei Kindern
Durch gezielte Fragen stellen Therapeuten fest, welche Ursachen zu der Angststörung geführt haben, um so anschließend entsprechende Maßnahmen einzuleiten und die Therapie angemessen gestalten zu können.
Bereiche und Aspekte, die in diesem Zusammenhang eine fundamentale Rolle spielen, stellen die Folgenden dar:
- Lebensgeschichte des Kindes
- Familienkonstellation der Familie des Kindes
- Umgang mit der Situation des Kindes in der Familie
- Andere Familienmitglieder mit Angststörungen
Unter anderem finden psychologische Tests ihren Einsatz, die anschließend dabei helfen zu verstehen, wie die Angststörungen bei Kindern entstehen bzw. entstanden sind. Zu den verschiedenen Ursachen, die zu einer Angststörung führen können zählen unter anderem:
Genetische Faktoren | Leiden Eltern bereits unter Angststörungen oder haben in der Vergangenheit unter Angststörungen gelitten, ist es wahrscheinlich, dass auch die Kinder unter Angststörungen leiden. |
Erziehung durch die Eltern | Packen Eltern ihre Kinder in einen Watteball und behüten sie zu sehr, sodass Kinder keine eigenen Erfahrungen machen können, kann es sein, dass Kinder Angststörungen entwickeln, sobald sie in den Kontakt mit der wahren Welt kommen. Zudem überträgt sich die Angst der Eltern auch auf Kinder, was ebenfalls zu der Entstehung von Angststörungen beitragen kann. |
Bindung zwischen Eltern und Kind. | Eine unsichere Bindung zwischen Kindern und Eltern begünstigst die Entstehung von Angststörungen. In einem separaten Artikel erfahren Sie mehr darüber, wie sich ein sicher gebundenes Kind verhält. |
Belastende LebensereignisseErlebt das Kind traumatische Ereignisse, wie zum Beispiel einen Unfall oder auch die Scheidung der Eltern, begünstigt dies die Entstehung von Angststörungen. | |
Individuelle Faktoren | Der Charakter und die Art und Weise des Kindes mit angsterzeugenden Reizen umzugehen, spielen eine sehr große Rolle in dem Rahmen der Angststörungen. Dazu gehört auch ein geringes Selbstbewusstsein der Kinder, das sich negativ auf den Umgang mit Ängsten auswirken kann. |
Da Sie nun wissen, wie Angststörungen bei Kindern entstehen, können Sie gezielter handeln und ihrem Kind besser helfen.