Der Begriff „Montessori“ scheint aktuell in aller Munde zu sein. Jeder scheint schon mal etwas von Montessori gehört zu haben und viele Menschen bringen den Begriff direkt in Verbindung mit dem bekannten und beliebten Holzspielzeug. Die Frage „Was versteht man unter Montessori Kindergarten?“ spielt jedoch eine Rolle, wenn es um die Auswahl des richtigen Kindergartens geht.
Denn, viele Menschen wissen ebenfalls, dass es sich bei Montessori um eine Erziehungsmethode handelt. Genau aus diesem Grund wenden auch viele Kindergärten diese Methode in ihren Einrichtungen an. Doch, worum handelt es sich bei einem Montessori Kindergarten genau? Wie sieht der Tag eines Kindes in einem Montessori Kindergarten aus?
Was ist das Montessori Konzept überhaupt?
Bevor Sie mehr darüber erfahren, was man unter Montessori Kindergarten und dem Tagesablauf in einer solchen Struktur versteht, ist es interessant zu wissen, worum es sich bei dem Montessori Konzept überhaupt handelt. Der Satz „Hilf mir, es selbst zu machen“ bringt den Ansatz, der auf der italienischen Pädagogin Maria Montessori beruht, ziemlich genau auf den Punkt.
Denn die Montessori Pädagogik zielt darauf ab, Kindern den Rahmen zu schaffen, den sie brauchen, um selbstständig lernen zu können. Sprich: Eltern und/oder Erzieher stellen Kindern den Rahmen und die Materialien zur Verfügung, die sie in ihrer Entwicklung fördern. Kinder entscheiden selbst, welches Angebot sie wann wahrnehmen und, was sie lernen wollen.
Das bedeutet unter anderem auch, dass Kinder Materialien aus den unterschiedlichsten Bereichen zur Verfügung haben. So entscheiden sie selbst, welchem Bereich sie spielerisch näherkommen wollen.
Materialien in der Montessori Pädagogik
Unter anderem zielen die Materialien, die Erzieher in einem Montessori Kindergarten nutzen, auf die folgenden Bereiche ab:
- Motorik (sowohl Grob- als auch Feinmotorik)
- Sprache
- Gefühle
- Alltag
- Mathematik
Damit handelt es sich bei den Spielen nicht nur um einen reinen Zeitvertreib, um die Zeit irgendwie totschlagen zu können, bis Mama oder Papa vor der Kindergartentür stehen und ihre Kinder abholen. Es handelt sich vielmehr um eine gezielte und vor allem individuelle Förderung der Kinder. Jedes Kind erhält durch die Montessori Pädagogik genau die Förderung, die es für sich und seine Entwicklung braucht. Genau das versteht man unter Montessori Kindergarten und seinen Ansätzen.
Die Vorteile der Montessori Pädagogik
Immer mehr Eltern entscheiden sich dafür, ihre Kinder in einen Montessori-Kindergarten zu schicken. Das liegt unter anderem an der Tatsache, dass die Montessori Pädagogik sehr viele Vorteile mit sich bringt. Von den Vorteilen profitieren vor allem die Kinder, die auf der einen Seite geleitet und beschützt, auf der anderen Seite jedoch selbstständig und selbstbestimmt aufwachsen dürfen.
Bei den Vorteilen, die die Montessori Pädagogik in Montessori Kindergärten mit sich bringt, handelt es sich um die Folgenden:
Kinder lernen besser und mit sehr viel mehr Freude | Kinder lernen sehr viel besser und unbeschwerter, wenn sie sich in einer „Ja-Umgebung“ befinden. Genau diese Ja-Umgebung steigert die Motivation bei Kindern, nicht aufzugeben, auch wenn es einmal etwas schwieriger wird. Fällt ein Turm aus Bausteinen beispielsweise zum 10. Mal um, findet das Kind früher oder später eine andere Lösung, was oft nicht der Fall ist, wenn sie das Gefühl vermittelt bekommen, dass man das so nicht macht oder, dass der Weg, den es gewählt hat, falsch ist. |
Kinder lernen, kreativ zu werden und besser zu Lösungen zu kommen | Bei der Montessori Pädagogik gibt es kein „falsch“ oder „richtig“. Kinder können ihrer Fantasie freien Lauf lassen und die Materialien somit so nutzen, wie sie es für richtig halten. So findet jedes Kind seinen ganz eigenen Weg, mit bestimmten Dingen zu spielen und zu einer Lösung zu kommen. |
Kinder wachsen zu selbstständigen und selbstbestimmten, sowie selbstbewussten Erwachsenen heran | Finden Kinder selbst zu einer Lösung und dürfen bereits im Kindesalter selbstbestimmt experimentieren und ausprobieren, sind sie sich ihrer selbst und ihrer eigenen Fähigkeiten sehr viel besser bewusst. Das führt automatisch zu einem sehr viel besserem und größeren Selbstbewusstsein. |
Weitere Vorteile der Montessori Pädagogik
Weitere Vorteile der Montessori Pädagogik sind unter anderem:
- die individuelle Förderung der Kinder und ihrer Interessen
- eine altersgerechte Vermittlung von Wissen
- der Spaß am Lernen. Ohne Zwang oder festgefahrene Konzepte, die auf einen bestimmten Lösungsweg absehen, haben Kinder sehr viel mehr Spaß daran, sich neues Wissen anzueignen.
Die Rolle der Erzieher in der Montessori Pädagogik
Aufgrund des Satzes „Hilf mir, es selbst zu machen“ stellt sich bei vielen Menschen automatisch die Frage, welche Rolle die Erzieher im Kindergarten spielen.
Der Rolle der Erzieher kommt eine sehr große und wichtige Bedeutung zu. Zwar zielt die Montessori Pädagogik stark darauf ab, Kinder dazu zu ermutigen, Dinge selbst zu machen und selbstständig zu Lösungen zu kommen, doch dieses Experimentieren und Forschen muss immer in einem sicheren und geschützten Rahmen stattfinden.
Genau das liegt in der Verantwortung der Erzieher im Kindergarten. Erwachsene tragen die Verantwortung, den Kindern einen sicheren Rahmen zu schaffen, indem sie nach Lust und Laune, ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, experimentieren und forschen können.
Der stille Beobachter
Ein Montessori Kindergarten versteht unter einem Erzieher einen stillen Beobachter. Zum einen schaffen Erzieher einen Rahmen, in dem sich die Kinder individuell ausleben und entwickeln können und zum anderen beobachten sie die Kinder aktiv.
Dass Erzieher nicht eingreifen, wenn Kinder ihren Lösungsweg finden und mit den Materialien spielen heißt nicht, dass sie Däumchen drehen und Tee trinken. Das aktive Beobachten der Kinder erfordert viel Zeit und Kraft, ist jedoch sehr wichtig, um herausfinden zu können, auf welchem Entwicklungsstand sich das Kind befindet und welche individuelle Förderung es braucht.
Neben dieser stillen Beobachtung und der Selbstständigkeit, die die Kinder durch das freie Spielen erfahren, spielen jedoch auch feste Tagesabläufe eine fundamentale Rolle. Grade, weil Kinder in einem Montessori Kindergarten einen so großen Freiraum bezüglich des Spielens und der Entwicklung erfahren, brauchen sie einen zuverlässigen Tagesablauf, der ihnen Sicherheit gibt.
Erzieher unterstützen Kinder in einem Montessori Kindergarten somit still und zurückhalten, zwingen sich nicht auf und handeln somit ganz nach dem Motto „Hilf mir dabei, es selbst zu machen.“
Die liebevolle Zuwendung
Eine weitere sehr wichtige Aufgabe, die Erzieher in einem Montessori Kindergarten haben, besteht in der Beziehung zu den Kindern. Das Montessori Konzept legt einen sehr großen Wert auf eine liebevolle Zuwendung zu den Kindern.
Das bedeutet, dass Erzieher:
- da sind und zur Verfügung stehen, wenn Kinder Hilfe brauchen und nach Hilfe fragen.
- sich nicht aufdrängen und dem Kind somit das Gefühl geben, es alleine nicht schaffen zu können.
- Kinder nicht bestrafen, wenn sie stören oder streiten. Vielmehr ist es an dieser Stelle wichtig, dass Erzieher mit dem Kind sprechen und ihm so die Möglichkeit geben, sich zu ordnen und mit seinen Gefühlen umzugehen.
Durch die liebevolle Zuwendung lernen Kinder sehr viel besser, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und, dass Fehler an und für sich nichts Schlimmes sind. Außerdem lernen sie, dass Gefühle etwas vollkommen Normales sind und auch negative Gefühle gelebt werden dürfen. Indem das Montessori Konzept auf Bestrafungen verzichtet, lernen Kinder, ihre Gefühle zu leben und nicht zu unterdrücken. Dieser Aspekt spielt ebenfalls eine äußerst wichtige Rolle bezüglich der Entwicklung des Selbstbewusstseins des Kindes.
Die Einrichtung in Montessori Kindergärten
Eine Frage, die sich viele Eltern stellen, wenn sie mit dem Gedanken spielen, ihr Kind in einen Montessori Kindergarten zu schicken, stellt die Frage nach der Einrichtung in den Räumen dar. Wie können Sie sich die Einrichtung in einem Montessori Kindergarten vorstellen?
Grundsätzlich setzt sich die Einrichtung aus verschiedenen Möbeln und Spielsachen zusammen. Das gesamte Material und alle Möbel passen sich dabei an die Größe der Kinder an, sodass sie grundsätzlich alles alleine machen können. Sie brauchen eigentlich nie die aktive Hilfe der Erwachsenen, da Erzieher im Voraus ihrer Rolle nachkommen und, basierend auf ihrer stillen Beobachtung genau den Rahmen aufstellen, den Kinder für die Selbstständigkeit brauchen.
Kinder können sich aufgrund der Beschaffenheit der Einrichtung frei und selbstständig im Kindergarten bewegen und selbstständig Entscheidungen treffen, ohne dabei fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.
Dazu gehört auch, dass:
- Spielmaterialien zu jeder Zeit greifbar sind und zur Verfügung stehen.
- Kuschelecken dazu einladen, sich auszuruhen, wenn das Kind nicht spielen möchte oder müde ist.
- Kinder essen und trinken können, wenn sie Hunger oder Durst haben.
Muss es immer Holz sein?
Die speziellen Spielmaterialien nehmen in dem Rahmen der Montessori Pädagogik einen sehr wichtigen Platz ein. Sie besitzen mehrere Funktionen und eignen sich somit bestens, um Kinder zum individuellen Spiel zu ermuntern.
Bei den typischen Montessori-Spielsachen, die in Montessori Kindergärten ihren Einsatz finden, handelt es sich unter anderem um:
- Geometrische Formen
- Farbtafeln
- Buchstaben- und Zahlenkarten
- Bausteine
Sie regen die Neugier und die Lust zum Lernen an und unterstützten zu derselben Zeit die pädagogische Arbeit der Erzieher.
Wie Sie bereits weiter oben gelesen haben, denken viele Menschen, wenn sie an die Montessori Pädagogik denken, direkt an Holzspielsachen. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängt, stellt die Frage danach da, ob es sich bei den Spielsachen zwingend um Holzspielsachen handeln muss.
An und für sich setzt die Montessori Pädagogik vor allem auf die Natürlichkeit der Spielmaterialien. Es liegt somit nahe, dass diese aus Holz bestehen. Viele Montessori Kindergärten setzen aus diesem Grund auf Holzspielzeug.
Auf dem Markt bieten einige Hersteller unter anderem Spielzeug aus Kunststoff und aus anderen Materialien an. Doch der Fokus der Montessori Pädagogik liegt tatsächlich auf der natürlichen Beschaffenheit der Spielsachen.
Aktionstabletts als wichtiger Bestandteil der Montessori Kindergärten
Einen sehr wichtigen Bestandteil, den man in einem Montessori Kindergarten als sehr hilfreich versteht, stellen die sogenannten Aktionstabletts dar. Bei Aktionstabletts handelt es sich, im Grunde genommen, nur um eine andere Bezeichnung für die Materialien.
Die Erzieher stellen die Materialien so zusammen, dass Kinder erkennen können, was der Sinn hinter ihnen ist. Dabei setzten Erzieher die Materialien gezielt so zusammen, um eine bestimmte Fähigkeit besonders gezielt und intensiv fördern zu können.
Behalten Sie dabei immer im Hinterkopf, dass ein Aktionstablett zwar eine bestimmte Fähigkeit besonders fördern möchte, es jedoch trotzdem kein „richtig“ oder „falsch“ gibt, wenn Kinder mit den Aktionstabletts spielen.
Aktionstabletts finden jedoch nicht nur in Montessori Kindergärten ihren Einsatz. Mit einigen Materialien stellen auch Sie ganz einfach Aktionstabletts her, die Ihrem Kind nicht nur viel Freude bereiten, sondern die es auch auf ganz individuelle Art fördern.
Montessori Kindergärten zusammengefasst
Montessori Kindergärten folgen in der Regel einigen bestimmten Anhaltspunkten, die sie in der jeweiligen Einrichtung umsetzen. Wenngleich die Kindergärten die Ansätze der Montessori Pädagogik gemeinsam haben, gleicht kein Montessori Kindergarten dem anderen. Kein Montessori Kindergarten ist wie der andere, sodass Sie sich die jeweilige Einrichtung immer genau ansehen sollten, bevor Sie Ihr Kind in einem Montessori Kindergarten anmelden. Was man unter Montessori Kindergarten versteht, kann somit von Einrichtung zu Einrichtung variieren.
Aspekte eines Montessori Kindergartens
Aspekte, die Sie in der Regel in jedem Kindergarten finden, der nach dem Montessori Konzept funktioniert, sind:
- Die Selbstständigkeit des Kindes. Dieser Leitsatz stellt den wohl wichtigsten Aspekt der Montessori Pädagogik dar und spielte auch für die Begründerin – Maria Montessori – eine fundamentale Rolle.
- Eine vorbereitete Umgebung, die Kindern den sicheren und geschützten Rahmen bietet, um sich nach dem Motto „Hilf mit dabei, es selbst zu machen“ selbstständig und selbstbestimmt zu beschäftigen, zu entwickeln und zu fördern.
- Die Einbeziehung der Umgebung, sodass Kinder auch in den Kontakt mit vielen Menschen kommen. Das wirkt sich sehr gut auf die sozialen Kompetenzen der Kinder aus, die oft in den Kontakt mit vielen unterschiedlichen Generationen kommen.
- Eine starke Nähe zu der Natur. Oft verbringen Kinder in Montessori Kindergärten viel Zeit in der freien Natur. Auch im Innenraum stellt die Montessori Pädagogik durch die Verwendung von Holzspielzeug und anderen Naturmaterialien eine intensive Verbindung zur Natur her.
- Die Berücksichtigung sogenannter sensibler Phasen, die bestimmte Entwicklungsschritte der Kinder in sich einbeziehen. Erzieher bauen die Materialien und auch die Zusammensetzung der Aktionstabletts so aufeinander auf, dass Kinder immer die beste Förderung erfahren.
- Die Individualität eines jeden Kindes spielt eine fundamentale Rolle. Jedes Kind darf sich so entwickeln und so beschäftigen, wie es möchte. Oft beginnen die Erzieher den Tag mit einem Morgenkreis, an dem alle Kinder ankommen. Den Rest des Tages verbringen die Kinder jedoch in der Regel selbstbestimmt und frei.
- Pädagogen sind Lernbegleiter und Beobachter, die so wenig wie möglich in das Spiel der Kinder eingreifen.
- Die Eltern gestalten die Einrichtung der Kindergärten aktiv mit und nehmen auch an vielen Tätigkeiten teil. Nicht selten finden sich in Montessori Kindergärten sogenannte Elterninitiativen wieder.