Mit Sicherheit sind Sie schon einmal durch einen Spielwarenladen gelaufen und haben dort einen Blick auf die große Auswahl geworfen. Viele unterschiedliche Hersteller bieten verschiedene Spielsachen an – Interaktive Spielsachen, Montessori-Holzspielzeug, Puppen, etc. Oft sieht man aufgrund der großen und umfangreichen Auswahl den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Doch, was lernen die Kinder beim Spielen?
Mit Sicherheit haben Sie schon erlebt, dass Ihr Kind ein Spielzeug erhält, jedoch nicht wirklich mit ihm spielt. Heißt das, dass Kinder gar nicht spielen wollen? Wieso landen so viele Spielsachen unbespielt in der Ecke? Braucht das Kind möglicherweise keine Spielsachen? Welche Spielsachen stellen die Richtigen dar? Was lernen die Kinder beim Spielen? Wie können Sie Ihr Kind fördern und unterstützen?
Fragen über Fragen, auf welche dieser Artikel Antworten gibt. Doch im Voraus kann schon einmal gesagt werden, dass nicht die Quantität, sondern die Qualität eine wichtige Rolle spielt.
Was bedeutet Spielen?
Bevor eine Antwort auf die Frage „Was lernen die Kinder beim Spielen?“ gegeben werden kann, stellt sich eine andere Frage. Was können Sie sich überhaupt unter dem Begriff „Spielen“ vorstellen? Was bedeutet es, wenn Kinder spielen? In welchem Rahmen findet „Spielen“ statt?
An und für sich stellt der Begriff „Spielen“ keine festen Regeln auf. Das Kind darf seiner Fantasie und seinem Entdeckungsdrang freien Lauf lassen. Denn genau darauf basiert das Spielen.
Grundsätzlich versteht man in dem „Spielen“ das Resultat aus Fantasie und Entdeckungsdrang. Kinder wollen entdecken, Kinder wollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Kinder wollen Erlebtes verarbeiten.
Nicht umsonst findet das „Spielen“ auch bei Psychotherapien seine Anwendung. Kinder kommunizieren über das Spiel. Sie laden uns in ihre Welt ein und zeigen uns ihre Sichtweise. Laden uns Kinder zum Spielen ein, ist das eine wertvolle und wunderschöne Einladung, sie besser kennenzulernen.
Das ist Spielen
Kinder bauen ihre Lieblingsfiguren, ihr Lieblingsessen, Menschen, die sie mögen oder auch andere Erlebnisse ins Spiel ein. Sie verarbeiten Dinge und erzählen uns zu derselben Zeit, was sie beschäftigt, was sie interessiert und, was sie begeistert. Spielen stellt so viel mehr dar, als Papa zu schminken, um ihn für das Puppen-Kaffeekränzchen vorzubereiten.
Spielen ist so viel mehr, als das reine Aufeinanderstapeln der Bauklötze.
Spielen bedeutet so viel mehr, als ein reiner Zeitvertreib.
Das, was die Kinder beim Spielen lernen, ist:
- Abenteuer
- Spannung
- Entdeckung
- Wachsen
- Förderung
- Verarbeitung
- Reifung
Spielen spielt in dem Leben eines jeden Kindes eine unendlich große und wertvolle Rolle. Gestehen wir dem „Spiel“ diese Rolle zu, machen wir unseren Kindern eines der größten Geschenke. Kein neues Spielzeug ersetzt das Spiel mit Plastikflaschen, Decken und Socken, die Ihr Kind besonders in seiner Kreativität fördern.
Spielend Lernen
Mit Sicherheit haben Sie schon einmal etwas von dem Ausdruck „Learning by doing“ gehört. Genau dieses Prinzip verfolgt das Spiel Ihres Kindes. Denn Ihr Kind lernt nicht durch Gardinenpredigten oder Ihre Erfahrung, sondern durch das Spiel. Das Spielen stellt den Schlüssel dar, der dem Kind die Türen in die Welt und zu sich selbst öffnet. Jede Tür verfügt dabei über ein anderes Schloss. Jedes Kind findet in seinem Leben andere Türen mit anderen Schlössern vor. Verzichten Sie aus diesem Grund darauf, in die Rolle des Richters zu schlüpfen. Sie verfügen nicht über das Recht, bewerten zu können, ob ein Spiel schön, gut oder schlecht ist. Das „richtige“ und „gute“ Spiel existiert nicht.
Lassen Sie Ihrem Kind Freiraum und lassen somit zu, dass es seine individuellen Türen mit seinem persönlichen Schlüssel öffnet.
Haben Sie Ihr Kind schon einmal beim Spielen beobachtet? Haben Sie je versucht, Ihr Kind anzusprechen, während es mitten bei der Sache war? Waren Sie erfolgreich? In der Regel vertiefen sich Kinder so sehr in das Spiel, dass sie für nichts und niemanden mehr zu haben sind. Sie konzentrieren sich, und geben sich dem Spiel voll und ganz hin.
Das lernt das Kind
Spielen und Lernen – geht das? Oft bläut die Arbeitswelt Erwachsenen ein, dass Spaß und Arbeit nicht gemeinsam existieren. Vielleicht kennen Sie das von sich: Erst die Arbeit, dass das Vergnügen.Das Lernen allgemein steht oft im Zusammenhang mit negativen Gedanken und Emotionen.
Wir müssen Kraft und Energie nutzen, um zu lernen und über uns hinauszuwachsen. Wir verbinden das Lernen neuer Dinge mit viel Arbeit und nur sehr selten mit Spaß.
Doch, wie sagt man so schön? – Man soll nie von sich auf andere schließen! Kinder zeigen, dass Lernen und Spielen, sowie Spaß durchaus in Kombination miteinander auftreten. Um genau zu sein, lernen Menschen sehr viel besser und effektiver, wenn sie Spaß an ihrer Arbeit empfinden.
In diesem Sinne können sich Erwachsene durchaus eine Scheibe von Kindern abschneiden. Aber, was genau lernen Kinder beim Spielen?
- Kinder erhalten Anregungen, die sie bei ihrer Entwicklung helfen und sie tatkräftig unterstützen.
- Während des Spiels lernen Kinder, wie alltägliche Dinge funktionieren. Sie erfahren, welchen Sinn bestimmte Sachen haben und, wie sie diese anwenden können.
- Kinder machen sich mit den alltäglichen Gegenständen vertraut. Sie erkennen, wie sie beschaffen sind. Dadurch entwickeln sie ihnen gegenüber auch eine immer bessere Vorstellung.
- Durch die Handhabung unterschiedlicher Gegenstände während des Spielens, verbessern Kinder ihre motorischen Fähigkeiten.
Spielen und all die positiven Effekte
Wie schon gesagt lernen Kinder während des Spielens und lassen ihrer Fantasie den freien Lauf. Doch, welche positiven Effekte bringt das Spielen noch mit sich? Wieso verbringen Kinder den größten Teil des Tages mit Spielen?
Ganz einfach aus dem Grund, weil das Spielen viele positive Effekte mit sich bringt. Das Spielen wirkt sich nicht nur in dem Moment der Action positiv auf das Kind aus, sondern bringt auch langfristige Vorteile mit sich.
Vorteile, die das Spielen mit sich bringen, sind unter anderem die Folgenden:
- Das Kind entwickelt ein wichtiges und wertvolles Selbstwertgefühl. Dieses spielt wiederum eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem Selbstvertrauen und der Selbstbestätigung.
- Das Kind erfährt eine Förderung in seiner Kreativität, sowie in seiner Denkfähigkeit.
- Kinder lernen Verantwortung für sich und auch für andere zu übernehmen. Zu derselben Zeit entwickelt es auch ein wichtiges Einfühlungsvermögen, sowie ein wichtiges Verständnis für die Mitmenschen.
- Das Kind lernt es, für seine Meinung, seinen Standpunkt und seine Wünsche einzustehen.
Da Sie Ihrem Kind all diese Sachen nicht einfach beibringen können, spielt das Spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Spiel übernimmt in diesem Fall die Rolle des „Lehrers“ und hilft Ihrem Kind dabei, all die genannten Vorteile in sein Leben zu integrieren.
Natürlich passiert das alles unbewusst und wirkt sich aus diesem Grund so positiv und wertvoll auf das Leben des Kindes aus.
Spielen geht nur mit Spielzeug, oder?
Viel zu oft tun Erwachsene das Spiel des Kindes als nicht so wichtig ab. Versuchen Sie einmal Ihren Blickwinkel zu ändern. Natürlich trifft Sie erst einmal der Schock, wenn Sie auf die Sockenberge, die Bausteingruben und die Deckenmeere blicken. Halten Sie einen Moment inne und erkennen Sie, was eigentlich dahintersteckt:
- Der Sockenberg ist der Abenteuerberg, den das Kind im Spiel erklimmen möchte.
- Die Bausteingruben stellen das zu Hause des Drachen dar, der den Berg bewacht.
- Das Deckenmeer stellt die hohen Wellen des Meeres dar, das das Kind besiegen muss, um auf den Berg zu kommen.
Alleine dieser Umstand zeigt Ihnen, dass Ihr Kind eigentlich gar keine große Auswahl an Spielsachen braucht. In der Regel fließen vollkommen alltägliche Gegenstände mit in das Spiel ein. Heißt das nun, dass das Kind gar keine Spielsachen braucht?
Natürlich sollten Sie nicht vollkommen auf Spielsachen verzichten. Lassen Sie sich jedoch nicht von dem großen Angebot hinreißen, sich zu viel anzuschaffen. Ihr Kind braucht nicht viele Spielsachen. Vielmehr braucht es einen Rahmen, Ruhe und vor allem eine geschützte Atomsphäre. Unter dieser Voraussetzung lässt es seiner Fantasie bestens den freien Lauf und gibt sich dem Spiel voll und ganz hin.
Qualität vor Quantität
Experten und Studien sind sich einig, dass Kinder mit viel Spielzeug nicht automatisch glücklicher und zufriedener sind, als Kinder mit weniger Spielzeug.
In der Tat legen Kinder sehr viel mehr Wert auf die Qualität des Spiels. Es möchte nicht jeden Tag ein neues Spielzeugt, das ebenfalls in der Ecke oder in der Spielkiste landet. Ihrem Kind ist es sehr viel wichtiger, dass Sie seiner Einladung, wenn es Sie zum Mitspielen einlädt, nachkommen.
So hart es auch klingen mag: Sie können sich die Zuneigung Ihres Kindes nicht durch materielle Güter kaufen. Das heißt nicht, dass Sie Ihrem Kind keine Freude mehr machen dürfen. Es bedeutet nicht, dass Sie nicht mehr gemeinsam in den Spielwarenladen gehen dürfen, um Ihrem Kind dort etwas zu kaufen.
Allerdings spielt die Balance eine wichtige Rolle. Wie lange leuchten die Augen Ihres Kindes, wenn es die neue Puppe in den Händen hält? Wie glücklich reagiert es im Vergleich dazu, wenn Sie mit ihm spielen und Ihrem Kind Ihre ganze Aufmerksamkeit schenken?
Ein weiterer negativer Aspekt zu großer Spielzeugberge besteht in dem Bereich der Fantasie und der Ausdauer. Je mehr Spielzeug Ihr Kind besitzt, umso weniger regt es seine eigene Fantasie an. Früher oder später führt dieser Umstand dazu, dass es weniger kreativ ist und sich von dem Spielzeug leiten lässt. Es ist nicht mehr das Kind, das das Spielzeug leitet, sondern die Rollen tauschen sich.
Oft stellt auch die Entscheidungsfindung, mit welchem Spielzeug das Kind spielen möchte, ein Problem dar. Verbringt das Kind zu viel Zeit damit, überhaupt erst das richtige Spielzeug zu finden, macht sich schnell Langeweile breit.
Welche Rolle spielen Erwachsene im Spiel des Kindes?
An und für sich liegt die Fähigkeit zu Spielen in der Natur eines jeden Kindes. Jedes Kind empfindet von Natur aus Freude am Spielen. Bestimmt kennen Sie den Satz „Nein Mama/Papa, ich mache das, wie ich das möchte!“, wenn Sie sich in das Spiel einbringen wollen. Oder Sie nehmen eine ganz genaue Rolle ein, bei welcher Ihr Kind vorgibt, was sie zu sagen und zu tun hat.
Das hat nichts mit „Bestimmer“ oder mit „Festgefahrenheit“ und „Unflexibilität“ zu tun. Vielmehr wollen Kinder freispielen und so wenig, wie möglich von Erwachsenen vorgegeben bekommen.
Lassen Sie zu, dass Ihr Kind seine eigene Struktur findet und den Rahmen vorgibt. Sie tauchen in die Welt Ihres Kindes ein – nicht umgekehrt. Ihr Kind zeigt Ihnen durch das Spiel seine Welt. Es lernt durch sein Spiel in der großen weiten Welt bestehen und klarkommen zu können.
Auch, wenn Sie Ihrem Kind ein freies Spiel ermöglichen sollen, spielen Sie eine wichtige Rolle:
Sie haben Erfahrung | Sie können Ihrem Kind Anregungen geben. Mit Ihren Erfahrungen können Sie Ihrem Kind Fragen beantworten. |
Sie sind passiv oder aktiv am Spiel beteiligt | Sie sind das Publikum, dem das Kind sein Spiel vorführt. Ab und an werden Sie als Mitspieler eingeladen. Folgen Sie dabei aber unbedingt den Spielregeln Ihres Kindes. |
Beim Spielen geht es ganz alleine um Ihr Kind. Seien Sie dabei, seien Sie anwesend und lassen Sie sich auf das Spiel ein. Werden Sie auch wieder zum Kind. Legen Sie Ihre erwachsene Einstellung ab, verabschieden sich aus der „normalen“ Welt und tauchen voll und ganz in die Welt Ihres Kindes ein.
Wie sinnvoll sind Lernspiele?
Ein Kind lernt, wie Sie nun wissen, automatisch, wenn es lernt. Dabei kommt die Frage auf, wie sinnvoll Lernspiele in diesem Zusammenhang sind.
Machen Sie das Spiel Ihres Kindes nicht kaputt, indem Sie den Zwang des Lernens mit einfließen lassen.
Das Lernen während des Spiels erfolgt unbewusst. Mit einem speziellen Lernspiel lenken Sie den Fokus jedoch gezielt auf den Lerneffekt. Alleine dieser Umstand führt bei vielen Kindern dazu, dass sich die Ohren komplett schließen.
Es spricht nichts dagegen, Ihr Kind mit Lernspielen zu fördern. Bauen Sie diese Lernspiele jedoch gezielt in den Tagesablauf mit ein. Nutzen Sie keinesfalls Zeit des freien Spiels, um sie dem Lernspiel zu fördern. Denn, sobald das Kind die Lernspiele als Pflicht auffasst und als Bedrohung des freien Spiels ansieht, verliert es die Lust am Spiel.
Oft legen Lernspiele ihren Fokus auf eine ganz bestimmte, isolierte Kompetenz des Kindes. Es steht somit im Gegensatz zu dem freien Spiel, das für Kinder eine so wichtige Rolle spielt.
Eine gute Möglichkeit der Lernspiele, stellen Aktionstabletts nach der Montessori Methode dar. Durch ihren Aufbau und ihre Funktionsweise empfindet Ihr Kind die Lernspiele nicht als Zwang. Es kann sie nutzen, wann es will und erfährt eine gezielte und wertvolle Förderung seiner individuellen Fähigkeiten.
Wie sinnvoll sind Kurse?
Ihr Kind kommt seinen persönlichen Fähigkeiten und Interessen während des Spielens nahe. Viele Eltern stellen sich diesbezüglich die Frage, welche Rolle Kurse in diesem Zusammenhang spielen? Viele Eltern haben den Traum, ihr Kind in so vielen Bereichen, wie möglich zu fördern. Am besten macht es Ballett, spielt Fußball, singt, spielt Gitarre und Klavier und lernt ganz nebenbei noch Spanisch und Chinesisch, sowie Englisch und ein bisschen Französisch.
Das hat mit Förderung absolut nichts mehr zu tun und schießt auch weit über die Grenzen der Überforderung hinaus.
Schreiben Sie Ihr Kind in Kinderkurse ein, sollte dies immer aus dem freien Willen Ihres Kindes erfolgen. Schreiben Sie Ihr Kind nur in Musikkurse, Turnvereine oder andere ähnliche Kurse ein, wenn es ausdrücklich danach fragt.
Freies Spiel heißt nicht, dass Ihr Kind keine Förderung durch Kurse erfahren darf – solange die Kurse und die Förderung im Interesse Ihres Kindes stattfinden.
Wollen Sie mehr über die Förderung (beispielsweise in dem Bezug auf die Konzentration) Ihres Kindes erfahren? Interessieren Sie sich dafür, welche Erziehungsstile es gibt? Werfen Sie einen Blick auf die anderen Artikel, um Ihr Kind auf die beste Art und Weise auf seiner Reise durch das Leben und hin zum selbstbewussten Erwachsenen begleiten zu können. Denn, das was die Kinder beim Spielen lernen, ist unglaublich wertvoll für seine Kindheit und seine Entwicklung.