Eltern stehen in dem Bezug auf die Erziehung ihrer Kinder nicht selten vor vielen Schwierigkeiten und Fragen. Die wohl größte Schwierigkeit besteht darin, dass Kinder keine Erwachsenen sind, sondern zu jungen Erwachsenen heranwachsen. Eltern besitzen die anspruchsvolle und heraufordernde Aufgabe, ihre Kinder auf dieser Reise zu fördern, zu fordern, zu unterstützen und zu begleiten. Was ist Selbstkompetenz bei Kindern?
Welches Maß ist der Förderung ist angemessen? Wie sehr dürfen Kinder von den Eltern gefördert und gefordert werden? Inwiefern spielt die Selbstkompetenz in diesem Zusammenhang eine Rolle?
Oft denken Menschen bei dem Wort „Selbstkompetenz“ vor allem an erwachsene Menschen. Viele Erwachsene beschäftigen sich in der heutigen Zeit mit dem Thema der Selbstkompetenz. Grund dafür ist die Tatsache, dass viele Erwachsene die Selbstkompetenz nicht besitzen und erst noch lernen müssen. Um Ihren Kindern diesen Prozess im Erwachsenenalter zu ersparen, helfen Sie ihm am besten direkt während der Kindheit dabei, sich die Selbstkompetenz anzueignen.
Denn nicht nur im Erwachsenenleben, sondern auch in der Kindheit spielt die Selbstkompetenz eine große und wichtige Rolle. Je früher Sie Ihr Kind in seiner Selbstkompetenz unterstützen und fördern, umso besser wird es sich als Erwachsener in der Welt zurechtfinden.
Die Selbstkompetenz und ihre Wichtigkeit
Wie schon gesagt, spielt die Selbstkompetenz das ganze Leben hinweg eine große und nicht zu unterschätzende Rolle. Legen Sie aus diesem Grund Wert darauf, Ihr Kind bereits während seiner Kindheit in seiner Selbstkompetenz zu unterstützen.
Um in der großen Welt, der sich ständig verändernden Gesellschaft und der immer schneller werdenden Zeit zurechtfinden zu können, müssen Kinder auf eine feste Konstante in ihrem Leben vertrauen können. Während der Kindheit stellen Sie als Eltern diese Konstante dar.
Zu derselben Zeit tragen Sie die Verantwortung dafür, Ihr Kind so auf das Leben vorzubereiten, dass es diese Konstante früher oder später selbst darstellt. Bei vielen Veränderungen, Herausforderungen und der Schnelllebigkeit der Zeit, ist es wichtig, dass Ihr Kind fest und sicher mit beiden Beinen im Leben steht. Dazu gehört, dass Ihr Kind:
- sich selbst kennt.
- seine Gefühle kennt und ausdrückt.
- sich selbst liebt.
- sich selbst vertraut.
All diese Aspekte stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Selbstkompetenz und basieren auf ihr. Sie geben somit unter anderem eine Antwort auf die Frage danach, was Selbstkompetenz bei Kindern ist.
Nun könnte man natürlich mit dem Spruch „Lebe im Hier und Jetzt und nicht gestern oder morgen.“ argumentieren und sich selbst einreden, dass noch genug Zeit ist, um das Kind auf das Leben vorzubereiten. Doch, ganz nach dem Motto „Je früher, umso besser.“ können Sie nie früh genug anfangen, Ihrem Kind Selbstliebe, Selbstvertrauen, Selbstkompetenz und den positiven Umgang mit positiven, sowie augenscheinlich negativen Gefühlen beizubringen.
Am besten machen Sie das, indem Sie Ihrem Kind Selbstkompetenz vorleben. Denn, Sie als Eltern stellen für Ihr Kind nicht nur die wichtigsten Bezugspersonen dar, sondern Sie nehmen auch eine wichtige Vorbildfunktion ein.
Eine kurze Definition der Selbstkompetenz
Nur, wer über Selbstkompetenz verfügt, besitzt eine der wichtigsten Voraussetzung für Erfolg und Glück im Leben. Sie wissen nun, wieso die Selbstkompetenz eine wichtige Rolle im Leben Ihrer Kinder spielt. Doch, was ist Selbstkompetenz bei Kindern genau? Was beinhaltet diese wichtige Voraussetzung, die zum Glück und Erfolg in dem Leben Ihres Kindes beiträgt?
Die Selbstkompetenz umfasst, kurz und knapp gesagt, die folgenden Fähigkeiten:
- Der Umgang mit den eigenen Gefühlen.
- Die Selbstberuhigung und die Kontrolle der eigenen Gefühle.
- Die Verarbeitung von Feedback und Rückmeldungen, ohne sich direkt persönlich angegriffen zu fühlen.
- Die Eigenmotivation.
- Aus Fehlern lernen und sie nicht als Anlass zu nehmen, aufzugeben.
- Widerstehen von Versuchungen.
So lehren Sie Ihrem Kind die Selbstkompetenz
Sie haben beim Durchlesen der oberen Abschnitte mit Sicherheit festgestellt, dass die Gefühle in dem Rahmen der Selbstkompetenz eine fundamentale Rolle spielen. Sie wissen nun, was die Selbstkompetenz bei Kindern ist.
Doch, wieso spielen die Gefühle eine so große Rolle? Wie helfen Sie Ihrem Kind dabei, sich positiv und effektiv mit seinen Gefühlen auseinander zu setzen? Gefühle begleiten Menschen den ganzen Tag. Zwar mögen einige Menschen dieser Aussage nicht zustimmen, doch es ist eine Tatsache, dass Gefühle Menschen den ganzen Tag hinweg begleiten.
Dass einige Menschen dieser Aussage widersprechen basiert auf der Tatsache, dass sie ihre eigenen Gefühle unterdrücken. Sie nehmen ihre Gefühle nicht wahr und schlucken sie so lange herunter, bis ein finaler Tropfen das Fass irgendwann zum Überlaufen bringt. Oft mündet das in einer Explosion der Gefühle, die durch die Selbstkompetenz und eine gesunde Beziehung zu den eigenen Gefühlen verhindert werden kann.
Positive und negative Gefühle
Gefühle teilen sich, wenn man so möchte, in positive und in negative Gefühle auf. Leider bringt der Ausdruck „negative Gefühle“ einen recht negativen Beigeschmack mit sich und viele Menschen neigen dazu die negativen Gefühle verdrängen zu wollen.
Menschen stecken Wut, Trauer und ähnliche Gefühle in eine negative Schublade und wollen die Gefühle aus diesem Grund nicht spüren. Gefühle, wie Freude und Glück bringen hingegen einen positiven Beigeschmack mit sich, werden von Menschen jedoch ebenfalls oft nicht gebührend angenommen und gefeiert.
Der Umgang mit positiven und negativen Gefühlen
Es ist wichtig, dass Kinder lernen, sowohl mit negativen als auch mit positiven Gefühlen umzugehen. Es ist wichtig, dass Kinder lernen, dass:
- Sie sich freuen dürfen und Freude zeigen dürfen.
- Sie wütend und traurig sein dürfen und den Gefühlen Raum geben dürfen.
- Sie Ihre Gefühle zulassen und leben dürfen, um sie anschließend ziehen zu lassen.
Nur, wenn Ihr Kind die Gefühle kennenlernt, sie erlebt und leben darf, ohne Sätze, wie:
- Da gibt es keinen Grund zu weinen.
- Da musst du jetzt gar nicht so rumschreien.
- So toll war das jetzt nun auch nicht.
- Hör doch mal auf so laut zu lachen.
lernt es, mit den Gefühlen umzugehen und sie zu verabschieden. Sie müssen die Möglichkeit bekommen, mit Gefühlen abschließen zu dürfen, um zu verhindern, dass sie sich anstauen. Nur so entwickeln sie eine gesunde Beziehung zu ihren Gefühlen und lernen, wie sie mit ihnen umgehen können.
Zustand | Positive Folge |
Das Kennenlernen und Umgehen mit den eigenen Gefühlen. | Erkenntnis darüber, was das Kind braucht und, was es fühlt. |
Erkenntnis darüber, was das Kind braucht und fühlt. | Fähigkeit, sich emotional selbst ausdrücken zu können. |
Das Ausdrücken der eigenen Gefühle. | Erhalten einer Reaktion. |
Das Erhalten einer Reaktion. | Das Kind lernt die Differenzierung der einzelnen emotionalen Zustände kennen. |
Das Lernen der Differenzierung der emotionalen Zustände. | Das Kind lernt, sich nach und nach selbst (sprich: autonom) zu regulieren. |
Je mehr Menschen dazu in der Lage sind, ihre Gefühle autonom, sprich: ohne fremde Hilfe für diese Zwecke in Anspruch nehmen zu müssen, regulieren zu können, umso mehr ist die Rede von der Selbstkompetenz.
Die Selbstkompetenz als Lernprozess
Kein Mensch verfügt an und für sich über Selbstkompetenz. Wie bei vielen damit im Zusammenhang stehenden Aspekten, wie der Selbstliebe, dem Selbstbewusstsein und dem Selbstvertrauen, handelt es sich bei der Selbstkompetenz um einen Lernprozess.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass das Kind auf der Reise hin zu der Selbstkompetenz auf Ihre Unterstützung zählen kann. Es liegt in Ihrer Verantwortung, Ihr Kind zu der Selbstkompetenz zu verhelfen.
So helfen Sie Ihrem Kind
Doch, wie machen Sie das am besten? Wie helfen Sie Ihrem Kind dabei, zu lernen, mit den eigenen Gefühlen umzugehen?
- Reagieren Sie auf die positiven Gefühle Ihres Kindes. Lächelt Sie Ihr Kind an, lächeln Sie zurück. Lacht es glücklich, stimmen Sie in das Lachen mit ein.
- Reagieren sie auf die negativen Gefühle Ihres Kindes. Fühlt sich das Kind von Wut erfüllt, sprechen Sie mit Ihm über seine Wut. Sagen Sie ihm, wie Sie sich fühlen, wenn es Sie beleidigt oder sogar versucht zu hauen. Kommunizieren Sie und geben ihm die Rückmeldung darüber, wie Sie sich mit seinem Verhalten fühlen.
- Verleihen Sie den Gefühlen Ihres Kindes Ausdruck. Vor allem kleine Kinder kennen nicht alle Gefühle und wissen oft nicht, wie ihnen geschieht. Treffen die Gefühle Ihr Kind mit voller Wucht, fassen Sie sie in Worte und machen sie somit für Ihr Kind greifbar.
- Bieten Sie Nähe an. Nicht immer wollen Kinder Ihre Nähe, wenn sie sich mit ihren Gefühlen konfrontieren. Dennoch ist es immer gut, mit einer Schwimmweste im Gepäck auf Gewässer zu fahren, die man nicht kennt. Seien Sie die Schwimmweste im Rucksack, die im Notfall da ist. Bieten Sie Ihre Nähe an, sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie da sind, drängen sich jedoch nicht auf. Geben Sie ihm die Möglichkeit, selbst mit den Gefühlen umzugehen. Schenken Sie ihm das Vertrauen, dass es dazu in der Lage ist, der Situation gewachsen zu sein. Nur so wächst es und bekommt die Chance, sich selbst zu regulieren.
Drei wichtige Aspekte der Selbstkompetenz
In dem Rahmen der Selbstkompetenz spielen drei wichtige und fundamentale Grundelemente eine große Rolle:
- Die Beziehung
- Die Beobachtung
- Die Gestaltung der (Lern-)Umgebung
Doch, welche Rolle spielen diese drei Aspekte und wieso schreibt man ihnen bezüglich der Selbstkompetenz eine so große Rolle zu?
Die Beziehung
Es ist nicht nur wichtig Kinder zu erziehen, sondern es ist mindesten genauso wichtig eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. (Lesen Sie mehr über die verschiedenen Erziehungsformen und die Beziehung zu Kindern in dem entsprechenden Artikel über verschiedene Erziehungsstile nach). Nur, wenn Sie eine Beziehung zu Ihrem Kind aufbauen, fühlt es sich sicher, angenommen und gesehen. Wer sich sicher, geliebt und angenommen fühlt, öffnet sich auch bezüglich der Gefühle deutlich besser und leichter.
Indem Sie eine Beziehung zu Ihrem Kind aufbauen, treten Sie in Austausch mit Ihrem Kind. Das ist mitunter das, was Selbstkompetenz bei Kindern ist und fördert.
Die Beobachtung
Es ist wichtig, dass Sie Ihr Kind auf seiner Reise zu sich selbst und dem Umgang mit seinen Gefühlen nicht alleine lassen, sich zu derselben Zeit jedoch nicht aufdrängen. Beobachten Sie Ihr Kind und schätzen Sie ein, ob es einer Situation gewachsen ist oder, ob es Ihre Hilfe braucht. Indem Sie beobachten können Sie das richtige Maß der Unterstützung wählen, mit dem Sie Ihrem Kind helfen. Durch die Beobachtung stellen Sie fest, ob Ihre reine Anwesenheit ausreicht, um dem Kind Sicherheit zu verleihen oder, ob Sie aktiv eingreifen und ihm helfen sollten.
Die Gestaltung der (Lern-)Umgebung
Achten Sie darauf, Ihrem Kind eine Umgebung zur Verfügung zu stellen, in der es gefördert und angemessen gefordert wird. Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, Herausforderungen anzunehmen, über sich hinauszuwachsen und Erfolgserlebnisse zu erleben. Ein sehr gutes Konzept, das Ihr Kind bestens in seiner Entwicklung unterstützt, stellt das Montessori-Konzept dar. Im Grunde genommen, fasst das Montessori-Konzept bestens zusammen, wie Sie Ihr Kind am besten in der Entwicklung seiner Selbstkompetenz helfen.
Gepaart mit Ihrem Wissen darüber, was Selbstkompetenz bei Kindern ist, bieten Sie Ihrem Kind ganz nach dem Motto „Hilf mir dabei, es selbst zu machen!“ genau die Umgebung, die es braucht, um mit eigener Kraft zu lernen, zu wachsen und sich selbst kennen zu lernen.