Frau küsst Junge auf die Wange

Sind Jungs schwieriger zu erziehen?

Sie machen sich schmutzig und spielen wild. Am Abend kommen sie vollkommen schmutzig nach Hause, sind aufmüpfiger und allgemein sehr viel anstrengender – Jungs. Sind Jungs schwieriger zu erziehen?

Viele Menschen hegen das Vorurteil, dass es Mütter und Väter von Eltern sehr viel leichter mit der Erziehung eines Mädchens haben. Jungs seien schwieriger zu erziehen, heißt es. Aufgrund eines starken Charakters und dem Drang danach zu kämpfen und sich viel zu bewegen, stehen Eltern von Jungs mehr unter Strom als Eltern von Mädchen.

Doch, wie viel Wahrheit steckt hinter dieser Aussage? Sind Jungs wirklich schwerer zu erziehen? Gestalten sich Mädchen tatsächlich so einfach in der Erziehung?

Fakt ist: Verallgemeinerungen helfen niemandem weiter. Ein kluger Spruch rät dazu, nicht von sich auf andere zu schließen. Nur, weil sich ein Junge, den Sie kennen, möglicherweise als „anstrengend“ herausstellt, bedeutet das nicht, dass alle Jungs schwer zu erziehen sind.

Denn auch Mädchen treiben die Eltern nicht selten an ihre Grenzen. Vielleicht tragen sie ihre Konflikte nicht immer körperlich aus, doch Zickenkrieg gestaltet sich manchmal deutlich anstrengender als ein Streit unter Jungs.

Das Vorurteil über Jungs

Junge streckt die Zunge raus

Wieso stellen sich Menschen überhaupt die Frage, ob Eltern mehr Schwierigkeiten damit haben, Jungs zu erziehen? Warum kommt diese Frage zustande? Die Antwort liegt in den Stereotypen, mit denen sowohl Jungs als auch Mädchen zu kämpfen haben.

Sicherlich kennen Sie einige dieser Stereotypen bereits. Mit Sicherheit haben Sie schon davon gehört, dass Mädchen eher brav sind, während die Rabauken-Rolle für die Jungs reserviert ist. Mädchen lieben Rosa, Blumen und Schmetterlinge, während Jungs eher Blau wählen und ihr Interesse Insekten und Matsch schenken.

Kommen Ihnen einige dieser Aussagen und Vorurteile bekannt vor? Haben Sie auch schon einmal diese Vorurteile gehört? Wurde Ihnen auch schon gesagt, dass Jungs schwerer zu erziehen sind? Vielleicht glauben auch Sie an einige dieser Vorurteile?

Denken Sie einmal etwas genauer über die Vorurteile nach, mit denen sich nicht nur Jungs, sondern auch Mädchen auseinandersetzen müssen. Was fällt Ihnen ein? Einige der Vorurteile, die sich auf Jungs und auf Mädchen beziehen, stellen die Folgenden dar:

JungsMädchen
Aggressiv
Wild
Mutig
Bereit dazu, Risiken einzugehen
Stark
Handgreiflich (vor allem, wenn sie wütend oder nervös sind)
Rücksichtslos
Sportlich
Spielen oft Krieg oder Kampf
Rechnen besser Überschätzen sich oft
Sind rücksichtslos
Halten sich eher zurück
Sind einfühlsamer und sensibler
Brav
Zickig und kompliziert
Fürsorglich und gefühlvoll
Tanzen gerne oder gehen zum Reiten
Spielen Mutter, Vater, Kind
Tanzen gerne
Schreien ihre Wut heraus, anstatt handgreiflich zu werden
Sind schöner in der Handschrift  

Bei dieser Liste handelt es sich um eine kleine Auswahl an Vorurteilen, mit denen sich Mädchen und Jungs, sowie ihre Eltern in der heutigen Zeit auseinandersetzen müssen.

Vorurteil oder Unterschied?

Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass ein Unterschied zwischen Vorurteilen und Unterschieden besteht. Sicherlich unterscheiden sich Mädchen und Jungs voneinander. Das heißt aber nicht, dass Jungs schwieriger zu erziehen sind?Alleine aus anatomischer Sicht gesprochen, weisen Mädchen und Jungs fundamentale Unterschiede auf. Vorurteile basieren sich jedoch nicht auf anatomische Unterschiede. Vielmehr beschäftigen Sie sich damit, wie sich die beiden Geschlechter zu verhalten haben.

Niemand sagt, dass Mädchen und Jungs keine Unterschiede aufweisen. Allerdings schränken die Vorurteile nicht nur Sie, sondern auch Ihre Kinder ein. Denn Vorurteile lenken und bestimmten Sie in Ihrem Verhalten und in dem, was Sie sagen. Bittet Sie ein Junge um etwas, was nicht seinem Stereotypen entspricht, schaltet sich automatisch eine innere Stimme ein, die Sie darauf hinweist, dass das nicht typisch für Jungs und somit nicht richtig ist.

Unterschiede, die angeboren sind, sind unter anderem:

  • der Körperbau
  • die Verteilung von Muskeln und Fett
  • das Geschlechtsorgan

Aufgrund der unterschiedlichen hormonellen Ausstattung von Mädchen und Jungs ist es vollkommen normal, dass:

  • Jungs oft offensiver
  • Mädchen eher rezeptiver

sind. Doch das heißt nicht automatisch, dass sich Jungs in der Erziehung schwieriger gestalten als Mädchen. Wie anstrengend sich die Erziehung des Kindes gestaltet basiert nicht auf dem Geschlecht, sondern auf dem Charakter.

Stereotypen sind überholt

Abgesehen von der Tatsache, dass ein Unterschied zwischen Jungs und Mädchen besteht, sind sich Experten darüber einig, dass die Stereotypen der beiden Geschlechter vollkommen überholt sind. All die Eigenschaften, die Sie oben in der Liste sehen konnten, treffen sowohl auf Mädchen als auch auf Jungs zu – das zeigt, dass es sich um eine Frage des Charakters und nicht um eine Frage des Geschlechtes handelt.

Wie sich ein Kind entwickelt basiert immer auf:

  • der Sozialisierung
  • dem Umfeld
  • den Gruppen, denen es sich zugehörig fühlt

Somit fallen Jungs nicht selten aus dem Muster der Stereotypen heraus, was bei vielen Eltern zu Unsicherheit führt. Sie denken, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt und es entsteht das weitere Vorurteil, dass Jungs schwerer zu erziehen sind.

Allerdings sind diese Stereotypen längst schon überholt und vor allem in der Erziehung vollkommen unangebracht. Schalten Sie diese Stereotypen aus und lassen sich voll und ganz auf das Kind ein. Dass ein Kind ein Junge ist heißt nicht, dass es bestimmte Punkte einer Liste abarbeiten und sich auf eine bestimmte Art zu verhalten hat.

Weg von den Stereotypen

Bezüglich der Erziehung der Kinder spielt es eine wichtige Rolle, sich von den klassischen Stereotypen zu entfernen. Denn die Stereotypen gehen immer mit einer bestimmten Grundhaltung einher. Legen Sie diese Stereotypen ab und verzichten somit automatisch auf sehr viel unterbewussten Druck und Stress.

Nicht selten empfinden Eltern die Erziehung der Kinder als stressig und anstrengend, weil sie selbst unter Stress und Druck stehen.

Legen Sie den Großteil des Stresses und des Drucks ab, werden Sie feststellen, dass sich die Erziehung als gar nicht so stressig und schwer herausstellt. Sicherlich präsentieren sich herausfordernde Situationen. Doch diese kommen sowohl bei Mädchen als auch bei Jungs vor.

Immer mehr Menschen setzen sich in der heutigen für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein. Die klassische Rollenverteilung soll in den Hintergrund rücken. Doch genau diese Rollenbilder und die damit zusammenhängende Rollenverteilung findet ihre Nahrung unter anderem in Aussagen, wie der, dass Jungs schwerer zu erziehen sind.

Eltern ziehen den Kindern diese Rollenverteilung unterbewusst an. Demnach richtet sich die Frage, ob Jungs schwerer zu erziehen sind, vor allem an die Eltern. Stellen Sie sich die Frage, welche Einstellung Sie Jungs gegenüber haben. Fragen Sie sich, wie Sie zu Stereotypen stehen. – Wie stehen Sie zu dem Stereotypen, dass Jungs schwieriger zu erziehen sind?

Mütter und Jungs

Frau mit Kind schaut auf das Meer

Wie sich die Bindung zwischen Eltern und Kind gestaltet, basiert auf der Bindung zwischen Eltern und Kind. Wie sich ein sicher gebundenes Kind verhält, erfahren Sie im Übrigen in einem anderen separaten Artikel.

Vor allem Müttern wird nachgesagt, dass sie eine besonders enge Bindung zu ihren Söhnen haben. Auf der anderen Seite steht die allgemeine Annahme, dass Väter besser mit Töchtern klarkommen. Stimmt das wirklich? Viele Mütter denken, vor einer großen Herausforderung zu stehen, wenn sie erfahren einen Sohn zu erwarten.

Dass sich diese Frage „Sind Jungs schwerer zu erziehen?“ in den Köpfen der Menschen bildet, ist eigentlich kein Wunder. Denn die Gesellschaft verlangt von den Eltern, dass sie die Jungs:

Jungs sein und sich austoben lassen.

  • zu respektvollen jungen Männern erziehen.
  • für die Emanzipation sensibilisieren.
  • etc.

Keine Frage – bei all diesen Dingen handelt es sich um wichtige Angelegenheiten. Sie stellen auf jeden Fall einen fundamentalen Bestandteil der Erziehung dar. Allerdings gehen sie auch mit einem sehr großen Druck einher, der auf den Eltern lastet. Somit entsteht, vor allem bei Müttern, der Eindruck, dass Jungs schwerer zu erziehen sind.

Dazu gesellt sich der Gedanke daran, nicht zum Kaffeekränzchen mit den Puppen eingeladen zu werden, sondern stattdessen an einem Kampf mit Cowboys oder Indianern teilzunehmen. Statt dem Pferdefilm im Kino geht es in den neuesten Actionfilm und gemeinsame Shoppingtouren finden auch nicht statt. – Es scheint eine unaufhaltsame Gedankenreihe sein, die sich in Gang setzt und auf den Vorurteilen basiert, die auf Jungs lasten. Wer sagt, dass ein Junge seine Eltern nicht auch zum Kaffeekränzchen einlädt oder nicht gerne Shoppen geht? Vielleicht reitet er auch gerne und möchte Reitstunden nehmen und den neuesten Pferdefilm im Kino sehen.

Was ist die geschlechtsneutrale Erziehung?

Blauer Schriftzug "Boys" und rosa Schriftzug "Girls"

Vielleicht haben Sie schon einmal von der sogenannten geschlechtsneutralen Erziehung gehört und sich gefragt, was Sie sich unter ihr vorstellen sollen. Eine geschlechtsneutrale Erziehung bedeutet, dass das Kind selbst entscheidet, wer es sein möchte. Es heißt, sich von den Geschlechterrollen, die die Gesellschaft den Kindern aufdrückt, zu entfernen.

Die Kinder entwickeln sich somit so, wie sie wollen und wie sie es für sich als richtig empfinden. So soll ein Junge auch dazu in der Lage sein, sich ein Kleid anzuziehen oder mit Glitzer und Einhörnern zu spielen, ohne dafür Ärger zu bekommen oder von den Eltern schräg angesehen zu werden. Genauso trifft das auf Mädchen zu, die mit Autos spielen und sich als Pirat verkleiden dürfen, ohne in die klassische „Mädchenrolle“ gedrängt zu werden.

Legen Sie die Vorurteile darüber, dass Jungs schwieriger zu erziehen sind, ab und gehen vollkommen offen und neutral an die Erziehung Ihres Sohnes ran. Merkt ein Kind, dass die Eltern bestimmte Vorurteile hegen und damit bestimmte Erwartungen implizieren, denkt das Kind, diesen Anforderungen entsprechen zu müssen. So kann es durchaus dazu kommen, dass der Junge Pirat spielt und auf Puppen verzichtet, um den Anforderungen zu entsprechen. Denn Kinder wollen von ihren Kindern geliebt und akzeptiert werden. Durch die unbewusste Erwartungshaltung, die durch die Vorurteile entsteht, denkt das Kind, die Liebe und den Respekt nur zu erlangen, wenn es sich so verhält, wie die Eltern es von ihm erwarten.

Wie erziehen Eltern Jungs richtig?

Geschlechtsneutral oder nicht? Mit Stereotypen oder nicht? Eltern stehen oft vor der Frage, wie sie Jungs am besten erziehen. Allgemein gehen Menschen bislang noch davon aus, dass sich Jungs anstrengender in der Erziehung gestalten als Mädchen. Allerdings sehen viele der Menschen, die diesen Gedanken teilen, nicht das große Gesamtbild.

Es mag durchaus stimmen, dass Jungs ihre Eltern vor allem in den jungen Jahren herausfordern. Nicht selten gestalten sich Mädchen in den ersten Lebensjahren als unkomplizierter und als somit unkomplizierter als Jungs. Die Rechnung gleichen Mädchen jedoch später wieder aus. Denn Mädchen neigen vor allem im Teenageralter dazu, den Eltern das Leben schwer zu machen und sie an ihre Grenzen zu bringen.

JungsMädchen
Im Kleinkindalter anstrengenderFordern die Geduld der Eltern im Teenageralter heraus

Die Antwort auf die Frage, ob Jungs schwieriger zu erziehen sind, erhält also die klare Antwort „Nein“. Aufgrund der Stereotypen und allgemeinen Anforderungen mag das zwar ab und an den Anschein haben, doch faktisch gesehen, gestalten sich weder Jungs noch Mädchen einfacher in der Erziehung.

Zudem müssen Sie immer bedenken, dass Jungs:

  • oft nicht zuhören zu scheinen. Allerdings basiert das oft auf der Tatsache, dass sich das männliche Gehör nicht so schnell entwickelt, wie das Gehör von Mädchen.
  • Später anfangen zu sprechen, weil sich das Gehirnzentrum für Sprache langsamer entwickelt als bei Mädchen.
  • in der Regel aggressiver und handgreiflicher sind, weil sich ihre motorischen und taktilen Fähigkeiten in den ersten Lebensjahren besonders schnell entwickeln. Damit reagieren sie im Klein- und Schulkind-Alter impulsiver als Mädchen.

Behalten Sie diese Tatsachen im Hinterkopf, wenn Sie das nächste Mal an Ihre Grenzen kommen. Führen Sie sich diese Umstände immer wieder vor Augen und bedenken, dass jedes Kind zu einem anderen Zeitpunkt rebelliert. Jedes Kind entwickelt sich anders. Jungs gestalten sich nicht schwieriger in der Erziehung als Mädchen – Kinder sind Kinder. Und jedes Kind ist einzigartig und auf seine Art herausfordernd für seine Eltern.

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