Home is where your heart is – Das zu Hause ist, wo Ihr Herz ist. An und für sich handelt es sich bei dieser Aussage um einen recht schönen Spruch und mag vielleicht auch dabei helfen, das schlechte Gewissen den Kindern gegenüber zu beruhigen, wenn wieder einmal ein Umzug ansteht. Denn, viele Eltern stellen sich die Frage, ob ein Umzug für Kinder schlimm ist und haben aus diesem Grund große Probleme damit, ihren Kindern diese Nachricht zu übermitteln.
Natürlich stimmt es, dass sich auch Kinder an neue Situationen gewöhnen können und, dass sie auf jeden Fall mit ihren Eltern mitziehen. Doch das bedeutet nicht, dass ein Umzug spurlos an den Kindern vorbeizieht. Es heißt nicht, dass Kinder beliebig oft umziehen können, ohne Folgen von dem Umzug zu tragen.
Wenngleich das Zuhause immer dort sein mag, wo das Herz ist, trifft dieser Spruch mehr auf Erwachsene zu. Eine stabile Kindheit mit einer stabilen Umgebung und einer Routine stellt eine der Grundlagen für eine glückliche Kindheit und ein späteres erfolgreiches und gesundes Leben als Erwachsener dar.
Natürlich heißt das nicht, dass Eltern mit ihren Kindern nicht umziehen dürfen – zumal das in der heutigen Gesellschaft nahezu ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Doch, wie es bei so vielen anderen Dingen der Fall ist, kommt es immer auf die Quantität an.
Doch, wie schlimm ist ein Umzug für Kinder nun wirklich? In diesem Artikel erfahren Sie etwas mehr darüber, was ein Umzug für Kinder überhaupt bedeutet und, welche Folgen ein zu häufiges Umziehen unter Umständen mit sich bringen kann.
Das Umziehen mit Kindern – oft lässt es sich nicht vermeiden
Mit Sicherheit sind Sie auch schon in den Kontakt mit dem Spruch „Früher war alles besser“ gekommen. Natürlich handelt es sich hierbei um eine Ansichtsweise, die von Mensch zu Mensch anders ausfällt. Während früher vielleicht nicht alles besser war, war vieles jedoch anders.
Zum Beispiel lebten die Familien in der Regel sehr nahe beieinander, wenn nicht sogar gemeinsam auf einem Hof oder in einem Mehrgenerationshaushalt. Heute gestaltet sich das Konstrukt der Familie in der Regel etwas anders.
Viele Familien leben schon lange nicht mehr an einem Ort, sondern verteilen sich in der ganzen Nation, wenn nicht gleich auf der ganzen Welt. Grund dafür ist unter anderem die Globalisierung, die dafür sorgt, dass Menschen an vielen unterschiedlichen Orten der Welt arbeiten können, von der Arbeit versetzt werden und somit den nächsten Umzug planen müssen.
Aus diesem Grund zerreißen viele Familien und verteilen sich an mehreren Orten auf der ganzen Welt. Für Kinder bedeutet das, dass sie natürlich mit ihren Eltern mitziehen und mit jedem Umzug ein neues Abenteuer erleben. So positiv sich diese Aussage anhört und so viel Spannung das Wort „Abenteuer“ auch mit sich bringen und implizieren mag – ein Umzug gestaltet sich für viele Kinder nicht so romantisch, wie sich das viele Eltern vielleicht gerne wünschen.
Was bedeutet ein Umzug für Kinder?
- Eine neue Wohnung oder gar ein neues Haus.
- Für das Kind ein neues Zimmer.
- Neue Möbel.
- Ein frischer Start mit neuen Leuten in einer neuen Stadt und in einer neuen Klasse.
Eltern versuchen einen Umzug immer recht positiv zu formulieren und ihren Fokus somit auf die positiven Aspekte eines Umzugs zu legen. An dieser Herangehensweise ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Allerdings sollten Sie dabei immer im Hinterkopf behalten, dass ein Umzug für Kinder – wenngleich Sie diesen mit einer positiven Einstellung angehen – immer negative Aspekte mit sich bringt.
Dass Kinder nicht direkt das Positive in einem Umzug sehen, sondern – im Gegenteil – oft sehr mit dieser neuen Veränderung zu kämpfen haben, haben Wissenschaftler inzwischen mehrfach untersucht und in dem Rahmen ihrer Studien bestätigt.
Denn, wenn Kinder mit ihren Eltern umziehen, bedeutet das für die Kinder, dass:
- Der Boden unter ihren Füßen weggerissen wird.
- Sie einen sehr großen Stress empfinden.
- Eine sehr große psychische Belastung auf ihnen lastet.
- Sie ihre vertraute Umgebung – ihre Sicherheit – in der Form von Nachbarn, Freuden, der Schule und anderen Familienmitgliedern verlassen müssen.
All diese Faktoren stellen bereits für erwachsene Menschen eine sehr große Belastung dar. Denken Sie nur einmal daran, wie lange Sie brauchen, um sich an eine Veränderung zu gewöhnen. Sie können nun erahnen wie schlimm ein Umzug für Kinder ist und, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben müssen.
In dem Rahmen der Studien, die die Wissenschaftler durchgeführt haben, haben sie nicht nur festgestellt, was ein Umzug für Kinder bedeutet und, was er mit ihnen macht.
Sie haben auch untersucht, welche möglichen späteren Folgen ein Umzug für Kinder mit sich bringen kann.
Sie wissen bestimmt auch, dass sich hinter jedem Lächeln auf den Lippen innerer Schmerz verstecken kann. Bestimmt kennen Sie das Gefühl sich an Situationen gewöhnen zu können, diese aber nicht vollständig akzeptieren zu wollen. Je öfter Kinder umziehen müssen und je öfter sie somit ihre vertraute und sichere Umgebung verlassen müssen, umso mehr wirkt sich ein Umzug negativ auf Kinder aus.
Das macht ein Umzug mit Kindern
Wenn Kinder mit ihren Eltern umziehen springen sie, in gewisser Weise, ins kalte Wasser. Jedes Mal, wenn sie denken, gerade schwimmen gelernt zu haben und auf einer Insel angekommen zu sein, werden sie wieder von der Insel gerissen und erneut ins kalte Wasser geschmissen.
Sie müssen wiederholt schwimmen lernen und sich an eine neue Insel gewöhnen. Doch, wenn Kinder immer und immer wieder ins kalte Wasser springen und erneut schwimmen müssen, lässt ihre Kraft irgendwann nach. Vielleicht mögen sie auch einfach blind losschwimmen, weil sie inzwischen wissen, wie sie schwimmen müssen, doch das bedeutet, dass sie ihre Gefühle unterdrücken, um sich selbst vor ihnen zu schützen.
Allen Menschen fällt es schwer, mit negativen Gefühlen umzugehen – vor allem, wenn Kinder immer wieder in Situationen kommen, in welchen sie den Kontakt mit negativen Gefühlen kommen, schalten sie nicht selten auf den „Überlebensmodus“ um und unterdrücken diese Gefühle.
Damit dies nicht passiert, ist für Eltern wichtig:
- Umzüge wirklich genau zu überlegen.
- Kinder bestens auf die Umzüge vorzubereiten und auf jeden Fall auf die Gefühle einzugehen.
Denn, wenn Kinder oft umziehen, kann das unter Umständen dazu führen, dass sie im späteren Leben:
- unter psychischen Belastungen leiden.
- möglicherweise eine psychische Erkrankung entwickeln.
- Gewalttätig und/oder Drogenabhängig werden.
So schlimm ist die Belastung für Kinder wirklich
Sie wissen nun, was ein Umzug mit Kindern macht. Die Frage, die sich jedoch stellt, ist die Frage, wie schlimm ein Umzug für Kinder wirklich ist. Mit dieser Frage hat sich eine weitere Studie von Roger Webb der University of Manchester beschäftigt.
In dem Rahmen ihrer Untersuchungen hat sie fast 1,5 Millionen dänische Kinder untersucht und anhand ihnen festgestellt, wie groß diese Belastung durch einen Umzug für Kinder wirklich ist. Die Studie hat zudem herausgefunden, dass ein Drittel der Kinder unter 15 Jahren mindestens einmal umgezogen war. Je älter die Kinder waren, umso mehr litten sie unter diesen Umzügen.
Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass sich Kinder, die sich in der Pubertät befinden, bereits viel ehr in ihre Umgebung integriert haben, als dies bei Kindern der Fall ist. Teenager haben in der Regel einen festen Freundeskreis und gewohnte Abläufe, die sie mit einem Umzug hinter sich lassen müssen.
Dazu gesellt sich der Umstand, dass sich Teenager mit der Pubertät bereits in einem sehr schweren und herausfordernden Abschnitt ihres Lebens befinden. Aus diesem Grund belastet ein Umzug Teenager in der Regel noch mehr als dies bei Kindern der Fall ist.
Ist der Umzug wirklich notwendig?
Ein Umzug ist für Kinder schlimm. An dieser Tatsache kann auch die schönste und positivste Sichtweise nichts ändern. Aus diesem Grund ist es für Sie als Eltern wichtig, sich genau mit der Frage zu beschäftigen, ob der Umzug, den Sie planen, wirklich notwendig ist.
Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Sie die Verantwortung für Ihre Kinder tragen. Was in Ihren Augen vielleicht ein großes Abenteuer sein mag, gestaltet sich in den Augen Ihrer Kinder als große Belastung, die mögliche, spätere weitreichende Folgen mit sich bringen kann.
Wenn Sie das Gefühl haben, einen Umzug nicht umgehen zu können, sollten Sie immer sicherstellen, Ihre Kinder angemessen auf den bevorstehenden Umzug vorzubereiten.
Am besten machen Sie das, indem Sie:
- der Traurigkeit des Kindes Raum geben und es in seinen Gefühlen begleiten.
- Sicherheit schaffen, indem Sie vorher mit dem Kind in die neue Umgebung fahren, Bücher über den Umzug lesen, etc.
- den Abschied vorbereiten und ihm den geplanten Umzug rechtzeitig mitteilen.
- Möglichkeiten bieten, um mit den alten Freunden in Kontakt zu bleiben.
- den Kindern erklären, warum Sie umziehen wollen oder müssen.
- das Kind mit ins Packen involvieren und es auch bei der Wahl des neuen Kindergartens oder der Schule mitbestimmen lassen.
- viel Geduld mit sich bringen und dem Kind somit bestens bei der Eingewöhnung helfen.
Mit diesen Tipps und Tricks erleichtern Sie einem Kind den Umzug etwas. Führen Sie sich jedoch immer wieder vor Augen, dass ein Umzug für Kinder immer schlimm ist. Überlegen Sie sich aus diesem Grund immer gut, ob Sie umziehen wollen, wenn Sie Kinder haben. Denn, ein Umzug mag nicht weiter schlimm sein. Doch die oben genannten möglichen Folgen und Risiken, die die Umzüge für Kinder mit sich bringen können, erhöhen sich von Umzug zu Umzug immer mehr.