Mit Sicherheit haben Sie schon von dem Thema der Inklusion in der Schule gehört, das aktuell viele Menschen und auch die Politik beschäftigt. Sie können sich in etwa vorstellen, worum es sich bei einer inklusiven Schule handelt, dennoch bleibt die Frage, wie man Inklusion im Unterricht genau umsetzen soll.
Bei dieser Frage handelt es sich um eine berechtigte Frage – schließlich ist die Inklusion an Schulen aktuell leider noch keine Selbstverständlichkeit und somit auch kein fester Bestandteil des Alltags. Viele förderungsbedürftige Kinder besuchen eine Sonderschule, während nur wenige von ihnen an dem inklusiven Unterricht einer Regelschule teilnehmen.
Wie können Sie das ändern? Ja – Sie! Fühlen Sie sich direkt mit angesprochen, da die Inklusion jeden Menschen betrifft. Die Inklusion spricht nicht nur förderungsbedürftige Kinder, sondern die Gesellschaft als Ganzes an. Sie können die Inklusion im Unterricht umsetzen.
Was ist eine inklusive Schule überhaupt?
Was würden Sie auf die Frage danach, was eine inklusive Schule überhaupt ist, antworten? Wie stellen Sie sich eine Schule vor, in der förderungsbedürftige und nicht förderungsbedürftige Kinder gemeinsam lernen? Grundsätzlich gestaltet sich eine inklusive Schule so, dass alle Kinder, egal ob mit oder ohne Behinderung, gemeinsam lernen. – So einfach kann man Inklusion im Unterricht umsetzen.
Kinder erhalten all die Förderung und Unterstützung, die die vollkommene Entfaltung ihrer individuellen Fähigkeiten verlangt.
Folglich genießen alle Kinder die gleichen Chancen und vor allem dasselbe Recht auf Bildung. Die Stärken und Schwächen stellen dabei kein Ausschlusskriterium dar und hindern sie nicht an der Teilnahme am Unterricht und der Aneignung an Wissen.
Seit 2009 handelt es sich bei der Inklusion durch die UN-Behindertenrechtskonvention nicht mehr nur um eine nette Möglichkeit, sondern um eine Verpflichtung. Als Menschenrecht hält sie fest, dass Inklusion alle Menschen etwas angeht. Somit muss sich jeder Mensch dafür einsetzen, die Inklusion als festen Bestandteil in den Alltag zu integrieren.
Grundlagen einer inklusiven Schule
Für Kinder sollte es selbstverständlich sein, gemeinsam zu lernen. Ganz egal, woher sie kommen, welche Erfahrungen sie mitbringen, wie sie aussehen und, ob sie eine besondere Art der Förderung brauchen.
Eine Schule, die für alle Kinder auf dieselbe Art da ist und somit Inklusion im Unterricht erfolgreich umsetzt, zeichnet sich durch folgende wichtige Aspekte aus:
- Den Mittelpunkt stellen das Kind und sein Bildungserfolg dar.
- Der Fokus liegt auf dem kooperativem und dem individuellen Lernen.
- Der Erfolg des Lernens basiert auf verlässlichen Strukturen, sowie verbindlichen Absprachen.
- Das Kollegium arbeitet eng mit der Schulleitung zusammen und alle ziehen an einem Strang.
- Es bilden sich Kooperationen mit externen Partnern. Auch die Eltern nehmen aktiv an der Inklusion teil und tragen dazu bei, dass sie gelingt.
- Alle Beteiligten ruhen sich nicht auf kleinen Erfolgen aus, sondern prüfen ihre Fortschritte, sowie ihre Arbeit immer und immer wieder.
- Die Schule nutzt die Rahmenbedingungen auf die beste Art. Alle Beteiligten fördern zudem immer und immer wieder ihre eigene Haltung und ihre persönlichen Kompetenzen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Inklusion nicht nur als Aufgabe der Schule zu sehen. Sie bringen Ihr Kind nicht morgens in die Schule, holen es zum Mittag wieder ab und interessieren sich nicht dafür, was hinter den verschlossenen Türen passiert.
Inklusion erfolgreich im Unterricht umsetzen zu können bedeutet, dass die Schule ihre Türen öffnet und Sie sich als Elternteil aktiv mit in sie einbinden. Die Inklusion an Schulen gelingt durch das Zusammenspiel zwischen der Schule mit ihren Beteiligten, den Eltern, der Politik und der Gesellschaft als Ganzes.
Somit spielen natürlich auch die Gelder und weitere Unterstützungen, in die sich die Schule einbetten kann, eine wichtige Rolle. Es entsteht ein Gesamtsystem, in dem jeder dazu beiträgt, dass sich die inklusive Schule voll und ganz auf die Schüler konzentrieren kann.
Wie sieht Inklusion in der Schule und im Unterricht aus?
Ganz einfach gesagt, bedeutet eine inklusive Schule nichts weiter als dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen. Jeder darf mitmachen, mitreden und mitarbeiten. Keiner wird ausgeschlossen oder benachteiligt und alle Schüler erhalten die beste individuelle Förderung.
Inklusion im Unterricht umsetzen zu können bedeutet unter anderem auch, dass:
- Es keine Sonderschulen mehr gibt, sondern alle Schulen inklusiv unterrichten.
- Nicht nur eine Lehrkraft die Kinder unterrichtet, sondern gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Bereich der Sonderpädagogik den Unterricht übernimmt.
- Einige Kinder nach Bedarf einen Assistenten zu ihrer Seite haben.
- Die persönlichen Voraussetzungen und Umstände der Kinder berücksichtigt werden.
- Lehrer auf ein individuelles Lerntempo Rücksicht nehmen.
- Unterschiedliche Materialien, wie zum Beispiel spezielle Arbeitsblätter oder auch elektronische Tafeln zum Einsatz kommen.
- Auf eine gute Raumakustik geachtet wird, um unter anderem Kinder mit Hörbehinderung gut am Unterricht teilnehmen lassen zu können.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Der wohl wichtigste Aspekt in Bezug auf die Inklusion in Schulen ist der Wille aller Beteiligten! Bei Inklusion handelt es sich nicht ausschließlich um ein Menschenrecht, sondern um eine Pflicht eines jeden Menschen. Sofern alle Beteiligten die Inklusion wollen, findet sich, ganz nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ immer ein Weg, um die Theorie in Praxis zu verwandeln.
Sicherlich reicht der Wille alleine nicht aus, doch er legt den Grundstein für das Haus, aus dem sich die Inklusion aufbaut. Neben dem Willen aller Beteiligten verlangt die Inklusion nach der politischen Unterstützung durch Gelder und Ausbildungen für spezialisierte Pädagogen.
Das braucht ein inklusiver Unterricht
Um den Unterricht an Schulen inklusiv gestalten zu können, brauchen alle Beteiligten bestimmte Rahmenbedingungen und Materialien. Mit ihrer Hilfe gelingt die Umsetzung von der Theorie in die Praxis deutlich besser, wobei natürlich alle Beteiligten die Inklusion, wie schon gesagt, wollen müssen.
Ein starkes Miteinander
Zunächst einmal braucht es ein starkes Miteinander aller Beteiligten. Das heißt, dass Lehrer, Eltern, Schulleiter, Elternbeiräte jedes Kind in seiner Individualität anerkennen und es mit seinen persönlichen Bedürfnissen wahrnehmen. Gemeinsam sind Sie und alle anderen Beteiligten stark und bilden das wichtige und feste Fundament für einen inklusiven Unterricht an den Schulen.
Das starke Miteinander bezieht sich aber nicht nur auf die erwachsenen Beteiligten, sondern es ist auch wichtig, dass die Kinder als Gemeinschaft zusammenwachsen. Für diese Zwecke kommen unter anderem Morgenkreise zum Einsatz.
Der Unterricht verfolgt nicht nur das Ziel, Wissen in verschiedenen Fächern zu vermitteln, sondern er lehrt den Kindern auch weitere wichtige Dinge, wie soziale Kompetenzen.
Raumkonzepte
Lange schon ist die Methode des Frontalunterrichts in der Schule nicht mehr aktuell und schon gar inklusionsgerecht.
Neue Raumkonzepte müssen her, um alle Kinder aktiv mit in den Unterricht einbeziehen und sie folglich bestens individuell fördern zu können.
Wichtig ist dabei auch, sich nicht auf ein Konzept festzufahren, sondern offen für Neues und für Experimente zu sein. Bewährt sich ein bestimmtes Konzept nicht, wird eben ein anderes Konzept ausprobiert, was womöglich bessere Ergebnisse liefert. In jedem Fall muss der Unterricht in einem gut durchdachten und mit einer multifunktionalen Einrichtung ausgestatteten Raum stattfinden.
Beispiele sind unter anderem:
- Rückzugsecken und alternative Lernplätze
- Therapieräume im Schulgebäude
- individuelle Außenspielanlagen
- Schaukeln im Klassenzimmer
- etc.
Es ist wichtig die Raumausstattung so zu wählen, dass sie:
- den individuellen Bedürfnissen immer und immer wieder angepasst werden kann.
- auch außergewöhnlich aktiven Kindern standhält.
- allen Kindern eine aktive Teilnahme am Unterricht erlaubt.
Methoden
Das Ziel des inklusiven Unterrichts besteht unter anderem darin, die Klassen nicht mehr homogen, sondern stattdessen heterogen zu gestalten.
Homogene Klassen | Heterogene Klassen |
Homogene Klassen teilen die Kinder basierend auf den intellektuellen Fähigkeiten und Lernpotentialen auf. | Heterogene Klassen schätzen den Wert jeder einzelnen Begabung und empfinden die Unterschiede als normal. Schüler werden somit nicht mehr aufgeteilt, sondern lernen gemeinsam. |
Aus diesem Grund verlangt der inklusive Unterricht von allen Beteiligten, ein pädagogisch-methodisches Umdenken. Die Lehrkraft steht nicht mehr als Alleinunterhalter vor der Klasse, sondern es kommen neue Methoden zum Einsatz, die den Unterricht allgemein interessanter und für alle Beteiligten zugänglicher gestalten.
Unter anderem setzt ein inklusiver Unterricht somit auf:
- Projekte
- Gruppenarbeit
- fachübergreifenden Unterricht
- Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Schüler
- moderne Lernmethoden
Partner
Wie schon gesagt, geht ein inklusiver Unterricht nicht nur die Schüler und Lehrer etwas an, sodass es sich nicht um ein schulinternes Thema handelt. Der inklusive Unterricht betrifft alle Menschen und die Gesellschaft als Ganzes. Das heißt, dass sich Partnerschaften bilden und jeder Mensch aus der Gesellschaft seinen Teil dazu beiträgt, dass jedes Kind die beste Förderung im Unterricht erfährt und dieselben Chancen erhält.
So arbeiten:
- Lehrer und Sonderpädagogen
- Eltern
- Schüler
- externe Spezialisten aus verschiedenen Bereichen
- die Politik, die die Reformen der Schulorganisation anstoßen und durch ihre Unterstützung ermöglichen
zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen und Konzepte für eine inklusive Schule mit inklusivem Unterricht zu entwickeln.
Die Vorteile eines inklusiven Unterrichts
Ein inklusiver Unterricht stellt alle Beteiligten zunächst einmal vor eine große Herausforderung. In der Tat ist es kein Kinderspiel, den Unterricht so umzugestalten und die Schule so zu reformieren, dass ein inklusiver Unterricht stattfindet. Doch, ist erst einmal der erste Schritt gegangen, bringt er sehr viele Vorteile mit sich, von denen alle Beteiligten profitieren.
Bei den Vorteilen, die ein inklusiver Unterricht mit sich bringt, handelt es sich um die folgenden:
- Alle Kinder profitieren von dem gemeinsamen Unterricht, da die Kinder voneinander lernen und somit jeder etwas Wertvolles aus dem Unterricht mitnehmen kann – abgesehen von dem Lernstoff, den die Lehrkräfte vermitteln.
- Kinder, die eine Behinderung haben, erfahren eine bessere Vorbereitung auf das „echte“ Leben und auf die Selbstständigkeit, die es von ihnen erfordert.
- Jedes Kind – ob mit oder ohne Behinderung – erfährt eine individuelle Förderung seiner persönlichen Stärken und Kompetenzen.
- „Behinderung“ gehört zum Alltag mit dazu und stellt kein Hindernis für ein gemeinsames Miteinander dar.
- Kinder ohne Behinderung lernen bereits in jungen Jahren einen vollkommen normalen und selbstverständlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung. Das führt dazu, dass sie keine Berührungsängste entwickeln und auch Vorurteile keine Chance mehr haben.
Doch, auch wenn die Inklusion diese Vorteile nicht mit sich bringen würde, handelt es sich bei ihr um ein Menschenrecht. Inklusion ist keine Idee und auch nicht nur eine schöne Vorstellung, sondern ein Recht! – Um genau zu sein: Ein Menschenrecht.
Deutschland hat mit seiner Unterzeichnung der UN-Konvention zugestimmt, der Überzeugung zu sein, dass alle Menschen gleichwertig sind. Jeder Mensch ist in der Gesellschaft wichtig und gleichwertig, egal ob mit oder ohne Behinderung. Deshalb ist es Ihre Pflicht und die Pflicht jedes anderen Mitbürgers, sich für einen inklusiven Unterricht stark zu machen.